Nun sind schon über sieben Monate meines Freiwilligendienstes vorüber und es ist sehr viel passiert in der letzten Zeit, wodurch das Projekt momentan an einem entscheidenden Punkt der Veränderung steht. Eine meiner Mitfreiwilligen hat vor zwei Wochen das Projekt verlassen. Das ist für uns alle natürlich nicht ganz leicht, da sie eine sehr gute Freundin geworden ist und wir anderen nun erst einmal unsere neue Gruppendynamik finden müssen. Dürber hinaus geht natürlich dem ganzen Projekt einiges verloren durch ihr Gehen.. Generell hat das Projekt die letzten Wochen bzw Monate eine Krise durchlebt, die auch immer noch nicht ganz überwunden ist. Wir hatten diverse Meetings und ich denke, wir alle haben festgestellt, dass einiges nicht ganz optimal läuft. Als Konsequenz werden zwei unserer vier MentorInnen nun einen Schritt zurücktreten und das Projekt wird sich mehr oder weniger vollständig auf einen Standort des Unternehmens verlagern. Auch wenn es vielleicht nicht ganz leicht ist, bin ich froh darüber, wie sehr wir Freiwilligen in die Restrukturierung des Projekts miteinbezogen werden und ich bin gespannt, ob die neuen Pläne aufgehen werden in der verbleibenden Zeit.
In Castlesheppard – so heißt das Grundstück, auf dem wir wohnen und bisher auch gearbeitet haben – hat sich die letzten zwei Monate viel getan. Nachdem unser Folientunnel vom Sturm weggerissen wurde, haben wir uns entschieden an dieser Stelle ein Draußenbeet anzulegen. Wir haben dort also Kartoffeln, Bohnen und Erbsen gepflanzt. Außerdem haben wir den Folientunnel, den uns unsere Nachbarn zur Verfügung gestellt haben, fürs Pflanzen vorbereitet, indem wir zunächst alle alten Pflanzen entfernt und dann Pilzkompost sowie Pferdemist auf die Beete geschichtet haben. Wir haben sehr viele Sämlinge in Modulen vorgezogen. Vor allem Salate, aber auch Tomaten, Paprika, verschiedene Kräuter, Blumen, Kürbis und Spinat – um nur einige Beispiele zu geben… Wir haben auch schon einiges in die Beete selbst versetzt und es ist sehr faszinierend, den Pflanzen buchstäblich beim Wachsen zuzusehen.
Unsere MentorInnen haben zwei Gärtner von außerhalb des Projekts engagiert, um uns etwas zu helfen und uns noch mehr beizubringen. Das ist eine große Bereicherung, da die Beiden auch immer mal wieder weitere Leute mitbringen, die uns dann einen Workshop zu ihrem Spezialgebiet geben. So hatten wir zum Beispiel neulich einen Workshop zu syntropischer Landwirtschaft. Das ist ein wirklich sehr interessanter Ansatz, bei dem man die verschiedensten Pflanzenarten, also Bäume, Büsche, Gemüse etc. dicht zusammen in ein Beet pflanzt. Wir haben dann auch zwei weitere Beete in diesem Stil angelegt, die wirklich sehr schön anzusehen sind, da sie so bunt und vielseitig sind. Eine weitere Veränderung war die Entscheidung einen Großteil der Hühner abzuschaffen und dafür Bäume anzupflanzen. Diese Bäume kommen von der Irish Seed Savers Association, dass ist ein Unternehmen, dass in enger Verbindung mit The Night Orchard steht. An einem Tag kamen also ein paar Mitarbeiter von ISSA und wir haben zusammen 2500 Bäume gepflanzt, die für etwa zwei Jahre nun hier auf unserem Grundstück wachsen sollen um dann als ‚rootstock‘ zur Veredelung verwendet werden zu können.
Natürlich hat sich auch in den Beeten auf dem anderen Grundstück viel entwickelt. Im Folientunnel hier haben wir nun den Großteil der Beete bepflanzt und auch in die Beete draußen haben wir schon mehrere Pflänzchen versetzt. In einem Beet arbeiten wir mit der ‚Jim Cronin Method‘, bei der das Beet mit einem großen Stück Plastik bedeckt wird und dann lediglich kleine Löcher in das Plasitk geschnitten werden, um die Pflänzchen dort hinein zu setzen. Dafür haben wir nun angefangen kleine Plastiktüten mit Erde zu befüllen, um dann später darin die Setzlinge heranzuziehen und abzuhärten, bevor sie ins eigentliche Beet kommen. Wir können auch schon die ersten Dinge aus dem Folientunnel ernten und besonders für unsere Catering gigs ist es einfach wunderschön zu wissen, dass mit den Sachen gekocht wurde, die wir selbst gepflanzt haben.
Bis vor einiger Zeit, hatten wir ja einmal die Woche unseren ‚Abundance Day‘, an dem wir gekocht und gebacken haben. Den gibt es jetzt leider nicht mehr, da wir einfach zu viel andere Dinge zu tun haben. Dafür aber stehen nun viel mehr Catering gigs an, die mir persönlich immer unglaublich viel Spaß machen! Neulich haben wir das Catering für eine Veranstaltung gemacht, was ziemlich besonders war, da wir das erste mal ein Menü hatten, von dem die Menschen vor Ort wählen konnten, was sie kaufen möchten. Teile des Essens haben wir also vor Ort zubereitet. Es war eine schöne Erfahrung, so engen KundInnenkontakt zu haben, man muss sich aber auch sehr gut koordinieren und organisieren können – etwas, woran wir als Team noch etwas arbeiten müssen. Wir haben nämlich im Juni ein Festival hier in Cloughjordan, an dem The Night Orchard dann auch einen Essensstand haben wird. Der Catering gig neulich kann also als kleine Generalprobe für das besagte Festival betrachtet werden. Generell benötigt es für das Festival einiges an Vorbereitung. Zum Beispiel haben wir letzte Woche angefangen einen Picknicktisch für den Sitzbereich des Essensstandes zu bauen. Diese Bauprojekte machen mir immer sehr viel Spaß, da man aus einem anfänglichen Bretterhaufen ein wunderschönes Produkt zaubern kann. Und es ist auch sehr spaßig, all die verschiedenen Geräte zu benutzen, die man für diese Verwandlung braucht. Es ist wirklich eine schöne Gelegenheit kreativ zu werden. 🙂 Ich freue mich also in Zukunft mehr bauen zu können.
Eine weitere Erfahrung, die ich hier nicht unerwähnt lassen kann, war unserem Nachbarn zu helfen, als seine Schafe gelämmt haben. Es war wirklich sehr beeindruckend dabei zu sein, als diese kleinen Geschöpfe das Licht der Welt erblickt haben und sehr interessant zu lernen, was es dabei alles zu beachten gilt.. Auch emotional war es recht intensiv, da natürlich immer mal wieder Lämmchen tot zur Welt kommen oder nach der Geburt sterben, auch ein Mutterschaf ist gestorben als ich da war.. Ich bin aber dennoch sehr dankbar für diese realistische Erfahrung und dafür, einen Einblick darin bekommen zu haben, wie strapaziös die Arbeit eines Farmers mit einigen Hundert Schafen ist.
Alles in allem habe ich das Gefühl, dass das Leben immer mehr kommt. Das liegt wahrscheinlich einerseits am Frühling und an dem immer besser werdenden Wetter,von dem man ja in diesem Land und mit dem was wir tun sehr beeinflusst ist; außerdem haben wir nun ab und an die Möglichkeit das Wochenende in einem Haus in Cloughjordan zu verbringen (unsere Unterkunft ist ja außerhalb des Ortes und wir dementsprechend recht isoliert) und zudem sind vor ein paar Wochen acht neue Freiwillige angekommen, die an einem anderen ESK Projekt in Cloughjordan teilnehmen. Wir haben also nun mehr Möglichkeiten sozial aktiv zu werden.
Ein weiteres Highlight für mich war St Patrick’s Day in Limerick. Es war echt schön und lustig, die ganzen grün angezogenen und glücklichen Iren und Irinnen zu beobachten und einfach diesen kulturträchtigen Tag in einer Stadt zu verbringen. Auch Dublin habe ich vor Kurzem besucht, was mich nochmal inspiriert hat, etwas in Irland herumzureisen bevor ich zurück nach Deutschland gehe. Wir leben hier nämlich zwar ein wunderschönes aber eben auch sehr sehr ländliches Leben und ab und zu freue ich mich da über ein wenig städtische Abwechslung. 🙂
Gut vier Monate liegen noch vor mir und ich freue mich auf eine abwechslungsreiche und hoffentlich sommerliche Zeit, ganz liebe Grüße aus Irland und bis zum nächsten Mal..:)
Linda
Linda ist Teil des Projekts „Wild Abundance“, welches von der Aufnahmeorganisation The Night Orchard organisiert und vom Europäischen Solidaritätskorps und der Irischen Nationalagentur Leargas finanziert wird.