Hallo, ich melde mich mal wieder aus Italien. Bei der Arbeit läuft es soweit ganz gut, ich glaube, ich habe mich vollständig in meine Routine eingelebt. Mal gibt es mehr zu tun, mal weniger. Ich habe einen sehr regelmäßigen Alltag und immer die gleichen Aufgaben zu erledigen.
Ein Problem, das abgesehen vom Projekt aufkam, war, dass mein Auto plötzlich den Geist aufgab. Es ist auch nach zwei Monaten noch beim Mechaniker. Obwohl die Ersatzteile schon lange da sind, wird nichts wirklich fertig. Ist eben ein wenig anders als in Deutschland. Zum Glück liegt meine Arbeit (zu Fuß) nur eine halbe Stunde entfernt von meiner Wohnung. Ich könnte auch das Rad nehmen, doch das ist manchmal schon nahezu lebensgefährlich bei den Fahrkünsten der Italiener kombiniert mit fehlenden Fahrradwegen. In solchen Momenten wäre ich dann gerne wieder in Münster, wo alle 10 Minuten ein Bus kommt. Anders als am Anfang meines Projektes nervt mich das ländlichere Leben nun doch ein wenig. Nicht nur der fehlende öffentliche Nahverkehr, auch die konservativen Ansichten der Menschen hier. Sie sind eher verschlossen, ganz anders, als ich es von Italien gedacht hatte. Als schüchterne Person fällt es mir daher schwer, Freundschaften mit Einwohnern zu knüpfen. Mit anderen Freiwilligen hingegen geht es sehr gut. Es ist leider selten, dass Leute einen ansprechen und sich öffnen.
Ich plane, nach meinem Projekt in einer größeren italienischen Stadt zu studieren. Hier gibt es viel mehr Möglichkeiten, künstlerische Fächer zu studieren, als in Deutschland. Auch, wenn man das Studium hier teuer bezahlen muss, bin ich dankbar, diese Möglichkeit gefunden zu haben. Meine Mentorin war mir bei der Suche nach der richtigen Uni eine große Hilfe. Ich fühle mich gut unterstützt, merke jedoch auch, dass ich hier viel an mir selbst arbeiten muss.
Ich denke, in Städten wird es einfacher sein, Anschluss zu finden und mal abends was zu unternehmen.
Hier gibt es zum Glück auch zu Fuß gut erreichbare Bars, Diskotheken nicht.
Ich mache das Beste aus der Zeit hier und freue mich über alles, was ich lernen darf. Es gibt auch ein Update zum lokalen Dialekt: obwohl ich ihn wahrscheinlich nie sprechen werde, verstehe ich nun fast alles. Italienisch macht mir als deutsche Kartoffel bei der Aussprache des gerollten ‚R‘ noch Schwierigkeiten, aber das wird schon noch.
Amelie Amelie ist Teil eines Projekts im Europäischen Solidaritätskorps, welches durch Progetto Zattera Blu koordiniert und durch die italienische Nationalagentur Agenzia Nazionale per i Giovani finanziert wird.