Gesine in Miercurea Ciuc, Rumänien // 1. Bericht

Spontan geht der Plan los.

Nach diesem Motto lebe ich, Gesine aus Braunschweig, bereits mein Leben lang und das beschreibt meinen Start mit NaturKultur und meinem Projekt hier in Rumänien ganz gut. Deutlich früher als ich eigentlich geplant habe, bekam ich die Chance ab Oktober für sieben Monate als ESC-Freiwillige in Miercurea Ciuc, Rumänien zu leben und arbeiten. Eine Woche vor dem Beginn meines Abenteuers habe ich meinen one-way Flug nach Bukarest gebucht. Danach und damit wenige Tage vorher mein erstes Gespräch mit der lieben Irma per Videocall gehabt, um dann den unterschriebenen Vertrag zwei Tage vor Abreise endgültig abzuschicken. Ohne wirklichen Plan und Erwartungen, was mich denn nun das nächste halbe Jahr erwartet, habe ich mich also am ersten Oktober ins Flugzeug gesetzt und bin schließlich spät in der Nacht und todmüde ins kleine Städtchen Miercurea Ciuc angekommen. In ein Haus mit all seinen menschlichen und tierlichen Mitbewohnern, was ich heute – zwei Monate später – mein Zuhause nenne und auch Csíkszereda, wie die Stadt hier von den Einwohnern genannt wird, hat sich ziemlich schnell vertraut angefühlt.

Etwas, was mir vor meiner Zeit hier gar nicht bewusst war, aber diese Region in der Mitte Rumäniens fühlt sich nach wie vor Ungarn zugehörig. In der ganzen Stadt sieht man ungarische Flaggen und gesprochen wird hier ausschließlich ungarische, weswegen ich auch jede Woche Ungarisch Stunden habe. Ich lerne hier also vor allem etwas über die ungarische Kultur und sobald ich diesen Teil des Landes verlasse, um andere Regionen Rumäniens kennenzulernen erkenne ich doch die Unterschiede und kann nicht mal Dankeschön in der Landessprache sagen.

Erkundungen und Städtetrips in Rumänien habe ich in meinen ersten Wochen nahezu jedes Wochenende unternommen. Dazu muss man sagen, dass es hier in Rumänien noch nicht den Euro gibt und es für mich als Deutsche doch vergleichsweise sehr günstig ist. Besonders das Reisen mit der Bahn ist super kostengünstig, wenn auch sehr langwidrig, da wir teilweise von den Autos auf den Straßen neben den Bahngleisen überholt werden. Meine längste und wohl auch langsamste Bahnfahrt war ein spontaner Wochenendtrip ans Schwarze Meer, welche jeweils acht Stunden gedauert hat. Eine Reise, die sich definitiv gelohnt hat. Meine Freunde und ich waren abends die einzigen am Strand und haben die ganze Nacht eingekuschelt in dicke Winterjacken aufs Meer geguckt. In einem fremden Land mit guten Leuten und ohne Sorgen einfach den Augenblick genießen, vielleicht ist das Freiheit.

Bei vielen weiteren Trips in die Berge oder andere Städte hat mich besonders die Studentenstadt Cluj von sich überzeugt, sodass ich sie gleich zwei Mal für mehrere Tage erkundet habe.

Das ist eine Seite meiner Zeit hier, die mir persönlich vor meiner Ankunft sehr wichtig war. Den Moment leben und so viel wie möglich mitnehmen. Erstmal immer ja sagen, ganz viel ausprobieren, neue Erfahrungen und Erlebnisse sammeln und vor allem ganz viel reisen und dabei Menschen kennenlernen. Und bisher erfüllt sich dieser Wunsch ziemlich gut.

Jetzt aber zurück zu meinem Projekt. Im ersten Monat hatte ich ganz viele verschiedene Einführungen und Erklärungen, sowie eine On-Arrival Woche und eine Reisewoche. In der Reisewoche sind wir jeden Tag zu einer anderen Sehenswürdigkeit hier in der Region gefahren, so habe ich zum Beispiel die Geburtsstadt Draculas besucht oder wir haben eine Bootsfahrt auf dem Red Lake gemacht. Die On-Arrival-Woche ist ein Online-Training, welches vom ESC aus durchgeführt wird. An den verschiedenen Tagen lernst du alles über die Pflichten, Rechte und Regeln in einem ESC-Freiwilligendienst. Dieses Training findet aufgrund von Corona immer noch online statt, weswegen es sich teilweise ziemlich in die Länge gezogen hat, aber es war trotzdem cool andere Freiwillige kennenzulernen und sie im Januar auch in echt zu treffen.

In meinem zweiten Monat habe ich dann wirklich mein Projekt kennengelernt und durfte mit anpacken. Mein Projekt heißt „Teaching and Care in Afterschool Clubs“ und mein normaler Tag sieht so aus, dass ich vormittags ins Büro fahre und für den jeweiligen Nachmittag verschiedene Aktivitäten vorbereite. Dabei muss man sich total an die jeweiligen Kinder in den Schulen anpassen, so machen wir in den einen Schulen vor allem Bastelaktivitäten und in anderen Schulen kann man keine Konzentration von den Kindern erwarten, wenn man nicht mindestens eine halbe Stunde vorher draußen Spiele spielt bis alle Kinder prustend auf dem Boden liegen. Die Aktivitäten und Spiele unterscheiden sich in Bewegungsspiele, Basteleien, Team-Buildings, Allgemeinwissen oder Englischaufgaben sowie Spiele, um selbstbewusster zu werden. Dabei dreht es sich oftmals um das Thema Nachhaltigkeit oder Demokratie, so haben wir den Kindern zum Beispiel ein Voting anhand einer Wahl zwischen einem Hund und einer Katze erklärt. Bei dem sie dann am Ende für ihren Favoriten abstimmen konnten und ihren Stimmzettel in eine selbstgebastelte Urne schmeißen durften. Der Gewinner mit den meisten Stimmen wurde dann ordentlich gefeiert und zu meinem Vergnügen hat der Hund auch jedes Mal gewonnen. Am Nachmittag fahren wir dann also zu verschiedenen After School Clubs, in welchen meist so 20 bis maximal 30 Kinder pro Gruppe sind. Insgesamt fahren wir zu 5 Schulen, die in verschiedenen Dörfern rund um meine Stadt verteilt sind.

Langsam fängt es an, dass die Kinder in meiner Gegenwart auftauen und dass ich eine echte Verbindung zu ihnen aufbauen kann. Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Monaten noch entwickelt und freue mich euch darüber zu berichten.

Bis dahin, machts gut, genießt den Schnee und erfriert nicht bei den kalten Temperaturen.

Eure Gesine

 

Gesine verbringt ihren Freiwilligendienst bei Care2Travel, ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.