Drei Monate, kaum zu glauben, dass sie schon um sind. Gerade erst angekommen und schon ist so viel Zeit vergangen. Ich bin gerade aus dem Flieger ausgestiegen, als mich diese Hitze des Landes erwischt. Sie umschlingt mich wie eine warme Decke und hüllt mich sofort in ihren Bann. Ich erinnere mich noch an die warme Umarmung und Begrüßung Xenias am Flughafen.
Eine Orientierungswoche wirft mich mitten ins Geschehen und ich weiß schon gar nicht mehr wo ich stehe. So viele verschiedene Menschen lerne ich in so kurzer Zeit kennen. Alle geben mir verschiedene Einblicke in diese Insel und schnell wird mir klar, diese Insel ist größer und vielfältiger, als alles, was ich bis jetzt erlebt habe. Über 100 Nationalitäten ballen sich auf diesem kleinen Raum und dennoch kommen sie klar. Nach der Orientierungswoche lerne ich auch sofort die Arbeitswelt kennen. Die Wärme, die ich anfangs verspürt habe, zieht sich hier fort. Offen und herzlich werde ich von den 13 Mitarbeitenden bei CEDE Aruba aufgenommen. Anfangs war ich etwas verhalten, doch relativ zügig merkte ich, dass das doch unnötig ist. Ich brauche nur zu fragen und mir wird von allen Ecken geholfen. Wie eine Stütze fangen sie mich während des ersten Falls, kurz vor meinem ersten Kulturschock auf. Lange habe ich nicht realisiert, wie offen die Menschen hier doch wirklich sind. Sie geben so unglaublich gerne und mit so viel Liebe, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass dieser Ort tatsächlich existiert. Der erste große Schock kommt mit dem ersten größeren Projekt, das Chaos beginnt, ein Wirbel zieht sich durch unser kleines Büro. Alle helfen, um dieses Chaos zu beseitigen.
Die ersten Reibungen führen zu den ersten Konflikten. Doch ein Training zu Konflikten beugt dem vor und wir manövrieren gelassen mit einigen Schrammen durch ihn hindurch und kommen heile daraus. Wir stoßen immer wieder aneinander, bis der erste große Knall alles wieder ruhig werden lässt und eine gelassene Stimmung entsteht. Das Chaos ist vorbei, die Ruhe kehrt wieder ein. Gerade nach dem Chaos treiben einige umher und müssen erst wieder ihre Aufgaben finden. Die Suche nach den Aufgaben beginnt. Schnell wird mir bewusst, wie ich damit umgehen kann. Eine Ruhe und Gelassenheit entsteht und wir finden als Team besser zusammen. Diesen Knall schien es gebraucht zu haben. Das Verständnis, dass wir alle Menschen mit den verschiedensten Interessen sind, baut sich auf und wir gehen mehr aufeinander zu. Grundsteine für eine Zusammenarbeit, sowie eine Freundschaft sind gelegt worden. Wir achten nun mehr aufeinander und verstehen, dass wir alle in dieser ungewohnten Umgebung sind und alle unsere Probleme damit haben. Endlich gehen wir aufeinander zu und helfen einander. Wir reichen uns die Hand und achten auf einen besseren Umgang miteinander.
Das spiegelt sich auch im Büroalltag wider. Jede/r hat seine Herausforderungen, denen er oder sie sich stellen muss, doch entsteht das Bewusstsein dafür, dass wir alle das gleiche Ziel haben. Es entsteht das schönste, was es auf der Welt gibt. Hilfe. Sich gegenseitig zu helfen, gemeinsam an einem Ziel arbeiten. Doch dann trifft mich der Schlag, diese Umgebung vereinnahmt mich und es wird schwieriger, meine Interessen herauszufiltern. Ich verliere mich immer mehr und mehr in dieser überwältigenden Umgebung, in der jederzeit etwas passiert, gleichzeitig will ich meine Erlebnisse hier maximieren. Somit nehme ich jede Situation mit, die sich mir ergibt. Zu viel. Bis ich damit komplett hinfliege und meine Wunden mich nicht mehr weitermachen lassen. Ich kann nicht mehr und weiß nicht mehr weiter. Ich frage bei meiner Organisation um Hilfe, da ich mit einer Situation konfrontiert werde, die ich nie hatte, welche gleichzeitig auch überfordernd für mich ist. Gerade in einer Situation, in welcher ich mich noch nie befunden habe, hilflos und alleine einem monströsen Berg konfrontiert sehe, kommen mir meine Organisation und die Menschen in meiner Umgebung zur Hilfe. Sie helfen mir, wo sie nur können und geben ihr bestes, damit ich mich wieder auf mich fokussieren kann und mich wieder heilen kann.
Über Weihnachten und Neujahr ist es still. Perfekt, um mich zu erholen und alles erlebte zu verarbeiten. Perfekt, um mich zurückzuziehen und alles durchlebte auseinanderzunehmen, sodass ich mich selbst heilen kann. Genau das hat es gebraucht. Ich ziehe mich zurück und reflektiere alles er- & durchlebte, schaue mir jede einzelne Situation aus den verschiedensten Blickwinkeln an. Ich frage Freunde und Familie um Rat und ihre Sichtweise, um so viel wie möglich verarbeiten zu können. Ich bekomme sie auch und kann nun alles in einem anderen Licht sehen. Doch noch immer bin ich mit gewissen Herausforderungen konfrontiert. Auch sie werden noch eine längere Zeit bleiben, doch helfen mir die Menschen hier vor Ort, so gut es geht. So bin ich tierisch dankbar, für jeden Menschen, der mir seine Hand in dem Moment gab, in dem ich sie am meisten gebraucht habe. Nach der Rückkehr ins Büro sind alle besorgt um mich und jeder weiß, was passiert ist. Jeder fragt nach, wie es mir geht und sorgt sich um mich. Ein Gefühl, welches unbeschreiblich ist.
Rückblickend betrachtet ist das Geschehene passiert und ich bin froh darum. Es macht mich stärker und gibt mir neue Eindrücke. Es zeigt mir, wie ich in einer hilflosen Situation, trotz der mir unvertrauten Umgebung, Hilfe bekommen kann. Und doch werde ich eine Narbe tragen, welche sich für immer in mir eingebrannt hat und welche mich für immer an die Zeit hier, sowie die hilfsbereiten Menschen, die neben ihrer Arbeit alles geben, um mich zu stützen und unterstützen, erinnert. Eine Erinnerung, die mir für immer bleiben wird, über die ich in Zukunft lachen und in der Zukunft darüber froh sein kann. Doch ist genau die Narbe auch die, die mir wieder eine andere Realität auf dieser Insel gegeben hat und mir zeigt, wie froh ich über die verschiedenen Aspekte dieser doch sein kann und wie ich besser mit ihr umgehen kann.
Pascal verbringt seinen Freiwilligendienst bei CEDE Aruba , sei Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.
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