Rafiga in Bremen // 1st Report

 

Das Land, auf dem ich geboren und aufgewachsen bin, trägt den Geist des Widerstands in sich – einen nie endenden Kampf, eine unerschütterliche Hoffnung. Vielleicht ist es genau diese Kraft meiner Heimat, die mich antreibt, für meine Ziele zu kämpfen und nie aufzugeben.
Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, wollte ich mir Zeit nehmen, um innezuhalten, nachzudenken und mich selbst besser zu verstehen. Doch dann wurde mir klar: Ich muss in ein anderes Land gehen, um mich weiterzuentwickeln, verschiedene Kulturen kennenzulernen und meinen Platz in dieser Welt zu finden. Diese Erkenntnis kam nicht plötzlich – bereits seit meinem sechsten Lebensjahr spüre ich eine tiefe Sehnsucht nach Reisen.
Schon seit vier Jahren hatte ich den Wunsch, mich als Freiwillige zu engagieren. Immer wieder schaute ich mir Projekte an, doch es blieb vorerst nur ein Gedanke. Eines Tages machte ich jedoch eine prägende Erfahrung, die mich dazu brachte, ernsthaft nach einem Freiwilligenprojekt zu suchen. So entdeckte ich eine Initiative von NaturKultur. Ich war sofort begeistert, doch als ich die Bewerbungsbedingungen las, stellte ich fest, dass mein Land, Aserbaidschan, nicht zu den teilnahmeberechtigten Ländern gehörte. Trotzdem schrieb ich ihnen und bekundete mein Interesse, erhielt jedoch die Antwort, dass eine Teilnahme für mich nicht möglich sei.


Das Logo von NaturKultur erinnerte mich an einen Lebensbaum – und es weckte eine besondere Erinnerung in mir. Vor Jahren hatte ich ein Ölbild gemalt: einen Baum und einen Weg. Der Weg symbolisierte mein Leben als Achterbahn, während der Baum mich selbst darstellte – in meiner Vergangenheit, meiner Gegenwart und meiner Zukunft. Es war mein erstes großes und einziges Kunstwerk. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich etwas mit dieser Organisation verband.
Einige Zeit später stieß ich auf ein Projekt, das vom Atelierhaus Roter Hahn in Zusammenarbeit mit NaturKultur angeboten wurde. Mit Künstlern zusammenzuarbeiten, um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, klang wie eine unglaubliche Chance. Das Atelier bot viele kreative Möglichkeiten. Es war mein erstes Bewerbungsgespräch überhaupt – und es verlief erfolgreich! Ich war überglücklich. Diese Arbeit entsprach genau dem, was ich mir gewünscht hatte, und sie erfüllte mich so, wie ich es gehofft hatte.


Ich glaube an die heilende Kraft der Kunst. Dieses Jahr war voller neuer Erfahrungen für mich: Ich bin zum ersten Mal geflogen, ich lebe zum ersten Mal mit Mitbewohnern zusammen, mit denen ich ein gemeinsames Ziel verfolge. Und ich muss es sagen: Bremen ist wunderschön! Ich verrate euch ein Geheimnis – es ist schöner als Berlin.
All diese Städte habe ich schon besucht – Bremen, Alfeld, Göttingen, Hamburg, Hannover, Berlin und Amsterdam. Jedes Mal, wenn ich meine Fotos anschaue, spüre ich neue Inspiration und bin stolz auf mich selbst.

Danke, liebes Leben!

Rafiga Jumshudova.

 

 Rafiga is hosted by Kultur vor Ort e.V. on our project financed by the European Solidarity Corps and Jugend für Europa.