Holaa 🙂
seit meinem letzten Bericht sind nun schon fast 3 Monate vergangen und es ist so viel passiert! Einerseits fühlt es sich so an, als ob ich schon ewig hier lebe. Ich habe mich inzwischen schon so an meinen Alltag gewöhnt und fast alles fühlt sich normal und vertraut an. Andererseits verfliegt die Zeit hier aber auch einfach so schnell und ich kann gar nicht glauben, dass nur noch ungefähr zwei Monate bleiben, bis ich wieder zurück nach Deutschland muss.
Im Mai wurden die Reisebeschränkungen innerhalb Spaniens aufgehoben. Die Möglichkeit habe ich genutzt und bin fast jedes Wochenende nach Madrid oder Toledo gefahren, um ein bisschen Großstadleben zu genießen, neue Orte zu entdecken, andere Leute zu treffen, shoppen zu gehen, ….
Ende Mai habe ich dann auch das erste mal Zentralspanien verlassen und bin in den Norden gefahren. Meine Mitfreiwilligen Chiara (Italienerin) und Délia (Ungarin) haben eine zweiwöchige Wanderung auf dem „Camino del norte“, einer Küstenrute des Jakobswegs, geplant.
Diese Reise war ihr eigenes Projekt, welches sie während ihres Freiwilligendienstes organisiert haben. Das Ziel war, die Jugendlichen aus „la Sagra“, der Region in der ich wohne, aus ihrer Compfort-Zone zu holen und dazu zu motivieren, Neues zu wagen, Herausforderungen anzugehen und etwas mehr von der Welt zu sehen. Am Ende waren wir insgesamt 10 Leute – eine bunte Mischung aus europäischen Freiwilligen, Mitarbeitenden von Proyecto Kieu und Jugendlichen der Region.
Gestartet sind wir in Irún und dann weiter die Küste entlang – über San Sebastian, Zarautz, Mutriku, Ziortza, Pozueta, Bilbao, Portugalete, Castro Urdinales, Lareda und Guermes bis nach Santander.
Eigentlich endet der Camino, wie auch der klassische Jakobsweg, in Santiago. Allerdings braucht man, um dort anzukommen, ungefähr einen Monat und wir waren nur zwei Wochen unterwegs. Trotzdem war es eine unglaublich bereichernde Zeit.
Die Landschaft im Norden Spaniens ist so anders als das, was ich aus Castilla-La-Mancha und Madrid kenne. Alles ist total grün. Man ist von Bergen umgeben, kann aber gleichzeitig auf den Ozean schauen. Für mich war das die perfekte Mischung. Oft waren wir mitten in der Natur. Manchmal sind wir aber auch durch kleine Dörfer oder größere Städte durchgelaufen.
Dadurch das die Strecke recht bergig war, war das Laufen teilweise wirklich anstrengend. Aber das Gefühl, am Ziel anzukommen, obwohl man zwischendurch dachte, dass man es niemals schafft, ist unbeschreiblich.
Auch die Gruppe hat mich die Anstrengung oft vergessen lassen. Auf dem Weg hatten wir so viele gute und tiefsinnige Gespräche, haben gesungen oder einfach Quatsch gemacht. Manche Abschnitte bin ich auch alleine gelaufen und habe dabei die Ruhe und Natur genossen.
Auf dem Weg haben wir auch weitere Pilgernde aus unterschiedlichen Ländern kennengelernt. Diese Begegnungen waren total spannend und am Ende der Reise habe ich mich in der Pilgergemeinschaft wie in einer kleinen Familie gefühlt.
Auch die anderen Freiwilligen konnte ich noch besser kennenlernen. Obwohl wir uns ja noch gar nicht so lange kennen, fühlen sie sich nun schon wie beste Freund*innen an. Ich möchte gar nicht daran denken, das wir bald alle in unterschielichen Ländern leben werden.
Ende Juni hat Projekto Kieu eine einwöchige Fahrradtour zwischen den Dörfern in „la Sagra“ organisiert. Mit den ca. 20. Kindern und Jugendlichen sind wir also jeden Morgen 10-20 km gefahren. Danach wurden Workshops, wie z.B. eine Talentshow, malen, Cluedo, Schnitzeljagt uvm. angeboten. Manchmal sind wir auch einfach ins Freibad gegangen. Geschlafen wurde in Turnhallen. Mir hat es total Spaß gemacht, Dörfer der Region und Leute der anderen Jugenzentren kennenzulernen. Die Teilnehmenden waren zwischen 7 und 17 Jahre alt. Dadurch war es manchmal schwierig Aktivitäten zu finden, die alle interessieren. Allerdings war die Arbeit durch diese bunte Mischung auch spannender.
In den anderen Wochen ging der Alltag seinen normalen Gang. Arbeiten im Büro und in den Jugendzentren, Abende mit den andern Freiwilligen, Ausflüge in die Umgebung, ….
Seit Juli arbeite ich nun nicht mehr nur in Magán, sondern auch einmal pro Woche in Recas, einem neuen Zentrum. Es ist sehr interessant diesen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Dörfern zu haben. Ich habe das Gefühl, dass viele Jugendliche in Magán schneller Erwachsen werden müssen, da sie oft aus schwierigen Familien kommen und früher Eigenverantwortung übernehmen müssen. Dadurch kann man mit ihnen teilweise über ernstere Themen sprechem, aber andererseits sind sie auch schon relativ festgefahren. Sie interessieren sich nicht so sehr für andere Perspektiven und sind schwer für Neues zu begeistern. In Recas dagegen wirken viele etwas kindlicher. Es ist leichter ihr Vertrauen zu gewinnen und sie für Workshops zu motivieren.
Langsam merke ich, wie der Abschied und das Ende des Freiwilligendienstes immer näher Rücken. Wenn ich zu viel darüber nachdenke, macht mich das ziemlich traurig. Allerdings freue ich mich auch sehr auf die kommenden Wochen hier – besonders auf Reisen, die ich Ende Juli und im August geplant habe 🙂
¡Hasta luego!
Eva
Eva ist Teil unseres Projekts „Global Difference Makers“, welches vom Europäischen Solidaritätskorps und Jugend für Europa gefördert wird.