Ein Tag der in dem Großteil Georgiens mittlerweile ein normaler, wie jeder andere ist. Lediglich in Didi Chialuri, einem kleinen Dorf zwischen Sighnaghi und Telavi im Osten Georgiens findet im zum Beginn des Frühlings das Berikaoba Festival statt. Ein Fest das die sonst verschlafende Ortschaft mit gerade einmal tausend Einwohnern auch dieses Jahr am 26.Februar für einen Tag zum Leben erweckt hat.
Als ich dort früh am Morgen angekommen bin, durfte ich Zeuge davon werden wie die Berikas, als Tiere verkleidete, maskierte Figuren von Haus zu Haus zogen, um Geschenke einzufordern. Hierfür sollten die Einwohner im Gegenzug mit einem fruchtbaren Frühling beschenkt werden. Dies ist eine Tradition, die früher im ganzen Land stattgefunden hat, sich jedoch spannenderweise nur noch in diesen einem kleinen Dorf in Kachetien erhalten hat. Es war sehr eindrucksvoll für mich die Gelegenheit zu haben solch ein archaisches, traditionelles Fest mit eigenen Augen zu sehen.
Während die Berikas durch die Straßen ziehen mit ihren gruseligen Kostümen, geben sie zumindest für diejenigen, die mit dieser Tradition nicht vertraut sind, eigenartige Geräusche von sich und schmieren den herumstehenden Leuten Dreck ins Gesicht, um sie zu segnen. Falls jemand von jenen, denen die Ehre erwiesen wird von den Berikas besucht zu werden, sie nicht mit Essen beschenkt, betreten sie das Haus und nehmen sich es trotzdem, worauf diejenigen Einwohner verflucht werden. Danach versammeln sich die Dorfbewohner auf einem offenen Feld, trinken gemeinsam Wein, essen und schauen sich Chidaoba an. Chidaoba ist eine georgische Art des Ringens, die sich auch auf der Liste der UNESCO für intangible heritage befindet.
Auch neben Berikaoba kam ich dazu spannende Orte zu sehen. So war ich beispielweise Mitte Januar in Vardzia, einer Höhlenstadt, die etwa im 12.Jahrhundert entstanden ist. In der Woche danach besichtigte ich Kutaissi, die drittgrößte Stadt Georgiens und machte von dort aus Ausflüge zu der Prometheus-Tropfsteinhöhe und Tsqaltubo. Letzteres ist ein spa-resort, das während Sowjet Zeiten etliche Besucher jährlich anlockte. Nachdem jedoch jene zerfallen ist, hatte auch der Glanz der Stadt ein Ende, weswegen sich dort einige riesige, verlassene Anlagen befinden.
Mein dritter mehrtägiger Ausflug in letzter Zeit war die Reise nach Armenien. Dort bin ich mit anderen Freiwilligen für vier Nächte in Yerevan gewesen, von wo aus wir verschiedene Ausflüge in umliegende Kloster gemacht haben und natürlich die Hauptstadt selbst erkundet haben. Bevor wir uns schließlich wieder zurück nach Tbilissi begeben haben, haben wir noch eine Nacht in Gjumri, der zweitgrößten Stadt des Landes verbracht.
Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl in Tbilisi! Bei meiner Arbeit gibt es eigentlich nicht so viel Neues, ich unterrichte immer noch Deutsch, Mathe, Englisch und Schach.
Clemens
Clemens verbringt seinen Freiwilligendienst in der Youth Centres Union, sein Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.