Dalea in Amman, Jordanien // 2. Bericht

Mit dem Monat Juli endet für mich mein vierter Monat in Jordanien, wo ich bei der NGO I-Dare for Sustainable Development ein „Europäischer Solidaritätskorps“ Projekt absolviere.

Anders als die ersten zwei Monate, die zwar Herausforderungen enthielten, aber vor allem spannend waren, erwiesen sich die Monate Juni und Juli als hart für mich. Innerhalb der Organisation habe ich keine Probleme: Ich habe genug zutun, um mich nicht langweilen zu müssen, aber werde auch nicht überfordert. Somit kann ich recht flexibel über mein Arbeitspensum entscheiden und bei Bedarf eine Menge tun, mich aber genau so auch mal zurücklehnen. Ich bin von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters umgeben, mit denen ich interessante Gespräche führen kann. Besonders geschätzt habe ich im Juli ein langes Gespräch mit meinem Mentor, der sehr aufbauend und verständnisvoll auf meine Herausforderungen reagiert hat.

Die letzten zwei Monate waren dafür emotional etwas schwieriger als der Beginn in Jordanien. Mittlerweile spüre ich die Unterschiede zwischen Jordanien und Deutschland, und auch Jordanien und anderen Ländern, in denen ich gelebt habe, deutlicher als noch zu Beginn. Ich lerne die gesellschaftliche Struktur näher kennen und begreife meine eigene Rolle – auch als Frau – in der jordanischen Gesellschaft. Während ich die ersten zwei Monate sehr auf die positiven Seiten Jordaniens fokussiert war, wie etwa das gute Essen, die Kontaktfreudigkeit der Menschen und den Sonnenschein, habe ich in den letzten zwei Monate die für mich ungewohnten Seiten des Landes kennengelernt.

Momentan durchlaufe ich den Prozess, diese Seiten anzunehmen, versuchen zu verstehen, und mich gewissermaßen anzupassen. Gerade bei der Anpassung etwa an den bedeckteren Kleidungsstil lerne ich, mich einerseits anzupassen, aber andererseits auch meine eigene Identität nicht zu unterwandern. Die Balance zu finden ist eine Gratwanderung, vor allem da die Art, sich zu kleiden, von Gegend zu Gegend sehr unterschiedlich sein kann. Ich bin dabei, ein Gespür für Amman als Stadt zu finden, die viele verschiedene Seiten hat. Momentan fühle ich mich manchmal etwas unsicher bezüglich meines Verhaltens, frage mich, was angemessen ist und was nicht. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, Jordanien auf einer viel tiefgreifenderen Weise kennenzulernen als noch zu Beginn meines Aufenthalts, und sich gewissen Herausforderungen zu stellen wird auf lange Sicht sicherlich mein Selbstbewusstsein in Bezug auf mein Leben in Jordanien stärken.

Dalea

Daleas Projekt in der NGO i-dare wird durch JUGEND für Europa und das Europäische Solidaritätskorps gefördert.