Zwei Monate und 7 Tage ist es her, dass ich mein Freiwilligendienst hier in Thessaloniki angefangen habe. Das Projekt, an dem ich teilnehme, heißt Balkanhotspot. Balkanhotspot ist ein „Media Lab“ und Teil der Organisation USB (United Societies of Balkan). In dem Projekt bieten sich viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Ich konnte bereits Artikel schreiben, bei der Event Planung helfen und hatte schon zwei interessante Workshops zu den Themen Social, Media und Video. Was mich an dem Projekt bisher am meisten schätze, ist der Freiraum, der uns hier gegeben wird. Wir haben zwar klare Deadlines für Artikel, doch außerhalb des Blogs und dem Magazin sind wir frei mit unserer Zeitplanung. Ich kann mir hier sicher sein, dass meinen Ideen oder Bedenken Gehör geschenkt werden. Das Klima im Office ist sehr angenehm. Wir arbeiten alle zusammen in einem Raum und gehen täglich einen Kaffee zusammen trinken. Bei Balkanhotspot habe ich die Chance, die Arbeitswelt ohne Druck mit freien Raum zur Kreativität kennenzulernen.
Während meinen neun Monaten Aufenthalt komme ich in einem Haus mit anderen Freiwilligen, die an einem Programm in Thessaloniki teilnehmen, unter. Bevor ich mich hier beworben habe, war ich in jedem Fall gespannt, wie dieses Zusammenleben werden würde. Dennoch habe ich nicht erwartet, was für eine immense Rolle dieses Haus in meiner Zeit hier einnehmen würde. Wenn man es sich recht überlegt, ist es auch ein verrücktes Konzept. 15 bis zu 30 junge Erwachsene im Alter von 18 bis zu 32 Jahren, alle zusammen in einem Haus. Als ich angekommen bin, waren gerade 30 Menschen im Haus. Das war erst einmal ziemlich überwältigend. Ich konnte mich aber relativ schnell an die Situation anpassen und war einfach glücklich, so schnell einen Anschluss finden zu können. Mittlerweile ist das Leben im Haus für mich Normalität, und ich liebe es die meiste Zeit. Ich habe hier schon so viele tolle Menschen kennengelernt, von verschiedenen Nationalitäten. Diese Möglichkeit, mich mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten austauschen zu können, schätze ich sehr. Einige Gespräche haben mir bereits die Augen geöffnet und meine Perspektive erweitert.Die Gruppe von Menschen im Haus ist so herzlich und ist mir ganz schnell ans Herz gewachsen. Das hat aber auch zur Folge das Abschiede einen umso härter treffen. Gerade in den letzten Wochen haben einige volunteers das Haus verlassen, die ich wirklich lieb gewonnen habe. Abschied zu nehmen ist eines der Dinge, die ich hier lernen muss. Und auch die Stimmung im Haus nicht zu nah an mich heran zu lassen. Die Dynamik kann einerseits für überschwängliche Stimmung sorgen, aber auch für eine allgemeine Niedergeschlagenheit in Abschiedszeiten wie diesen. So wird es zwar mit dem Kommen und Gehen der volunteers nicht langweilig, aber dafür ist es auch anstrengend. Dennoch würde ich mein Leben im Haus für nichts tauschen, und ich fühle mich unglaublich wohl mit all diesen verschiedenen, komischen, liebenswerten Menschen.
Dieses FSJ ist meine erste Zeit länger im Ausland, und so hatte ich Respekt, mich in einem anderen Land zurecht zu finden. Unter Thessaloniki als Stadt konnte ich mich auch nicht wirklich etwas vorstellen. Die Stadt ist sehr vielfältig, groß, und im allgemeinen unterscheidet sie sich sehr von meinen vorherigen Wohnort, Hamburg. Das Stadtbild könnte man als unansehnlich bezeichnen. Mit den vielen Hochhäusern, Müll in den Straßen und verlebten Menschen. Trotz alledem gefällt mir die Stadt mit ihren Macken. Eines der Gründe, wenn nicht der wichtigste, warum ich diese Stadt so gerne mag, sind die Menschen. Meine Berührungspunkte mit den Einwohnern Thessalonikis waren bisher immer angenehm. Sei es bei Events, Demonstrationen oder Partys. Es gibt ganz viele junge Menschen, die sich auch politisch engagieren und etwas verändern wollen. Man kann nicht leugnen, dass sich Griechenland in einer schwierigen politischen Lage befindet, und das spürt man auch. Umso besser finde ich es, dass es solche Projekte gibt, um junge Menschen aus der Welt mit jungen Menschen aus Griechenland zu vernetzen.
Elena
Elena verbringt ihren ESK Freiwilligendienst bei der Organisation United Societies of Balkans, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.