Sziasztok!
Wir sind Hanna und Anne und sind vor ungefähr zwei Monaten voller Aufregung in Miercurea Ciuc angekommen.
Am 31. August wurden wir von unseren Familien zum Bahnhof gebracht und das letzte Mal für voraussichtlich viele Monate gedrückt. Anne kommt aus Aschaffenburg und ist mit dem Nachtzug 26 Stunden über Österreich und Ungarn gefahren, bis sie schließlich am Morgen vom Gleis abgeholt wurde. Hanna nahm fast die gleiche Route, fuhr nur aus Potsdam los und kam am späten Nachmittag an, wo sie schon von Anne und einer weiteren freiwilligen Mitbewohnerin aus einem anderen Projekt begrüßt wurde. Für Anne war die Ankunft und die erste Zeit in unserer Unterkunft etwas schwieriger. Sie war die Erste, die ankam, und fühlte sich von der neuen Umgebung etwas überfordert. In dem Moment kam die Erkenntnis: „Ich lebe jetzt mindestens sechs Monate in Rumänien!“ Hanna war erst einmal sehr glücklich, angekommen zu sein, und gespannt darauf, was die nächsten Tage bereithalten würden. Wir verstanden uns direkt mit unseren Mitbewohnern (und unseren Haustieren, einem Hund und einer Katze) und kochten schon am Abend gemeinsam.
Unsere erste Woche begann mit einem Treffen aller Freiwilligen im Büro und einer Stadtführung von vier Mädchen aus der Gegend, die unsere Host-Organisation Care2Travel in ihrer Freizeit unterstützen. Ab Dienstag war es unsere Aufgabe, bei einem Sommercamp für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren aus der Umgebung mitzuhelfen. Dort lernten wir auch Niki kennen, die uns bei allem hilft, was mit der Unterkunft zu tun hat. Die Arbeit mit den Kindern war für uns beide zunächst ungewohnt, besonders da sie fast nur Ungarisch sprechen, aber dennoch ein schöner Start in unser Projekt. An den Nachmittagen nutzten wir die Gelegenheit und gingen mit unseren Mitfreiwilligen ins Kino, machten eine Wanderung, besuchten eine folkloristische Musikveranstaltung und unternahmen weitere Aktivitäten, um uns besser kennenzulernen.
In der nächsten Woche starteten wir sportlich. Anne ging mit ein paar Kollegen ins Fitnessstudio, und Hanna joggte mit Ūla, einer unserer Mitfreiwilligen. Unser Ziel war es, langfristig gesunde Routinen zu entwickeln, die uns den Alltag erleichtern. Wir hatten außerdem einige Besprechungen mit unserem Chef Péter, bei denen es um Organisatorisches ging, wie Infos zu unserer Rolle sowie unseren Rechten und Pflichten im Rahmen des ESC. Am Ende der Woche wurden wir mit einem Besuch im Mikó-Schloss belohnt, wo wir eine Ausstellung über die alte Kultur von Rumänien und die Szekler besuchten und die traditionelle Kleidung direkt anprobieren konnten. Diese Woche war die erste, in der wir das Gefühl hatten, halbwegs angekommen zu sein. Die Stimmung wurde entspannter, und die Stadt allmählich vertrauter.
Die dritte Woche bestand größtenteils aus Einführungen in die Abläufe und die Struktur von Care2Travel. Außerdem hatten wir unsere erste Stunde Ungarischunterricht. Mit Plakaten, die wir in der vorherigen Woche gestaltet hatten, gingen wir in eine Schule, stellten uns vor und unterhielten uns mit den Schülern auf Englisch über ihre Hobbys und Interessen. Das Umfeld in der Schule war strukturierter als im Sommercamp, und wir beide waren positiv überrascht darüber, wie interessiert und freundlich die Schüler waren. Dieses Wochenende war relativ ruhig – die meisten unserer Mitfreiwilligen wurden krank, und man merkte: Der Herbst ist da. Für Anne war dies eine gute Abwechslung, denn endlich konnte sie sich nach drei Wochen Programm ein wenig entspannen.
Der erste gemeinsam verbrachte Monat begeisterte uns fürs Eishockeyschauen im Stadion. Im Büro bedruckten wir T-Shirts mit dem Logo der Organisation, machten eine Schnitzeljagd und bekamen von unserem Koordinator Péter je eine Pflanze zum Aufpassen. Am Wochenende feierten wir Annes Geburtstag und lernten unsere Mentoren kennen. Dies wurde besonders abgerundet durch das gemeinsame Kochen eines landestypischen Essens am Abend zuvor.
Und plötzlich war es schon Oktober. Nach einem Monat in Miercurea Ciuc hatten wir beide zum ersten Mal das Gefühl, hier ein Zuhause gefunden zu haben. Die Woche startete direkt mit größeren Projekten. Für unsere Vorstellungen in den Schulen erstellten wir eine Präsentation für jüngere und ältere Schüler und planten zusammen mit den Jungs aus dem Projekt „Community Inclusion 2.0“ eine Quiz Night, bei der mehrere Teams in verschiedenen Kategorien ihr Wissen unter Beweis stellen konnten. Das Event lief gut, und wir waren stolz auf uns. Dieses Wochenende blieb Anne krank im Bett, aber nach etwas Ruhe ging es ihr wieder besser.
In der zweiten Oktoberwoche hatten wir volles Programm. Am Montag führten wir unsere Präsentation erstmals in der Schule vor. Abends fand die Quiz Night statt. Der Rest der Woche bestand aus weiteren Aktivitäten mit Kindern und dem Einarbeiten von neuen Freiwilligen.
Dann stand unser On-Arrival-Training an. In dieser Woche konnten wir unsere Mitfreiwilligen aus ganz Rumänien kennenlernen – zwar nur über den Bildschirm, aber es war trotzdem eine gute Erfahrung. Unsere Trainer vermittelten uns durch interaktive Methoden wichtige Infos zu unserer Rolle beim ESC. Zudem lernten wir, wie wir unser Budget gut einteilen können, und es gab optionale Veranstaltungen, die das Thema emotionales Wohlbefinden behandelten. Am Sonntag waren wir dann endlich wieder wandern und sind zum Santa-Ana-See aufgebrochen. Es war ziemlich anspruchsvoll – 13 Kilometer und 5 Stunden – aber bei echt gutem Wetter. Im Nachhinein können wir sagen: Es hat sich wirklich gelohnt.
In der letzten Woche machten wir viele Ausflüge mit den Kollegen. Wir besuchten eine Salzmine in Praid, die Töpferstadt Korond, die Jesusstatue bei Dealu sowie die Lázár-Burg und die wunderschöne Natur Rumäniens, einschließlich des Roten Sees und der Békás-Schlucht. An einem Abend veranstalteten wir wieder den Englischclub mit einem neuen Thema. Am Donnerstag ging es nach Segesvár – eine sehr informative und angenehme Art, unsere Umgebung besser kennenzulernen. Ab Freitag nahmen wir uns das erste Mal Urlaub und fuhren zu siebt nach Bukarest. Wie erwartet war das Wochenende viel zu schnell vorbei, und nun sitzen wir im Zug zurück, freuen uns aber auch wieder auf unser neues Zuhause: Miercurea Ciuc.