Wie die Zeit vergeht
Es kommt mir vor, als hätte ich meinen letzten Bericht gerade erst geschrieben und doch ist so viel passiert. Der Dreh des Kurzfilms, der im Rahmen einer Schreibwerkstatt realisiert wurde, zum Beispiel! Es war eine der Sachen, auf die ich mich am meisten bei meinem Freiwilligendienst gefreut habe, da ich ein unglaubliches Interesse an der Filmbranche habe. Und tatsächlich war es auch super spannend, die Arbeit am Set zu beobachten. Leider konnte ich selber kaum mitwirken, was ich mir anders vorgestellt hatte. Vor ein paar Tagen war dann endlich auch die Premiere des Films und das, was man in echt miterlebt hat, auf der Leinwand zu sehen, war eine schöne Erfahrung.
Ein Projekt, dass ich schon seit längerem begleite nennt sich „Libertart“ – eine Wortneuschöpfung aus dem Worten „Libertà“ (Freiheit) und „Art“. Libertà ist der Name des Stadtteils, indem sich unser Büro befindet, teilweise auch als Problemstadtteil bekannt. Bei Libertart ging es darum, mit unterschiedlichen Workshops mit Jugendlichen künstlerische Werke zum Stadtteil zu erschaffen. So gab es die Workshops Illustration, Fotografie, Street Art und Musik. Bei den drei Letzten war ich als anwesend und habe den Workshopleitern assistiert. Neben Libertart fanden im Laufe der Monate mehrere Gastaufenthalte von Künstler:innen bei uns in der BIG Factory statt. Meine Aufgabe war es oft, diese Aufenthalte zu dokumentieren und am Ende ein kurzes Video dafür zu schneiden. Bei der letzten Künstlerin, die bei uns einen Workshop gehalten hat, war ich aber sogar koordinierende Ansprechperson und habe mich um alle Fragen und Organisatorisches gekümmert.
Außerdem habe ich angefangen, an den Versammlungen des feministischen Kollektivs „Zamp3 mostruos3“ teilzunehmen und konnte schon viele spannende Impulse mitnehmen.
Traditionen
Seitdem ich in Bari lebe, konnte ich schon einige Traditionen erleben. Mitte Februar fand in Monopoli die “Notte dei falò” statt. In dieser Nacht werden in der ganzen Stadt Lagerfeuer angezündet. Außerdem gibt es Straßenmusik und Artist:innen. Notte sei falò symbolisiert den Übergang vom Winter in den Frühling und das Verbrennen von allem alten für einen Neuanfang. Ich habe in dieser Nacht unglaublich viel getanzt und sehr viel Spaß gehabt. Ostern war auch nicht mehr weit und zum ersten Mal erlebte ich das Fest in einem anderen Land. Durch meine italienische Familie, kannte ich einiges aber auch schon. Zum Beispiel die riesigen Schokoostereier, die es schon mehrere Wochen überall zu kaufen gab. Unsere Vermieter:innen haben uns eine Colomba geschenkt (ein Kuchen, ähnlich wie die Panetone zu Weihnachten, in Taubenform), was sehr lieb von ihnen war. Ansonsten habe ich Ostern viel mit Backen und Kochen verbracht und auch die Ostereier suche durfte natürlich nicht fehlen. Die Krönung der Feiertage bisher waren auf jeden Fall die Tage des San Nicola. „I baresi“ (die Menschen aus Bari) feiern dabei den Schutzpatron der Stadt Bari – eben San Nicola oder auch Sankt Nikolaus. Das Programm ist außerordentlich: es gibt eine riesige Prozession mit mehreren hundert Schauspieler:innen, mehrere Feuerwerke, Essensstände entlang des Lungomare und viele Shows. Allen voran die Flugshow der Frecce Tricolori. Ich habe diese Feiertage sehr genossen und versucht, so viel wie möglich von den Festlichkeiten mitzunehmen – einmal sind wir sogar, nachdem wir nachts noch feiern waren, um halb 8 aufgestanden, um unsere erstes Feuerwerk bei Tag anzuschauen (so spektakulär war es dann gar nicht, aber trotzdem irgendwie lustig).
Und sonst so?
Ich bin umgezogen! Weil ich mich entschieden hatte, meinen Freiwilligendienst zu verlängern, musste ich mir eine neue Wohnung in Bari suchen. Das hat erstaunlich schnell geklappt und obwohl es mir schwer viel, die alte Wohnung hinter mir zu lassen, bin ich total glücklich mit der neuen. Ein echter Glücksgriff und wunderschön! In den letzten Monaten haben mich viele Freund:innen besucht und auch: meine Familie. Es war total schön, sie wiederzusehen und ein tolles Gefühl, ihnen die Stadt zeigen zu können, die ich inzwischen so lieb gewonnen habe. Außerdem habe ich mich über das Erasmus-Netzwerk mit vielen Menschen angefreundet und es wird mir wirklich schwer fallen, mich von diesen Menschen zu verabschieden. Momentan verbringe ich viel Zeit in der Sonne und am Strand, den der Sommer ist endlich da.
Wenn ich mich zwischendurch daran erinnere, dass ich eigentlich in einem Monat hier weggehe, verdränge ich diesen Gedanken ganz schnell wieder, denn das kann ich mir noch gar nicht vorstellen.
Isabella
Isabella ist Teil des Projekts , welches von MOH Ente del Terzo Settore koordiniert und von AL.I.C.E. SOC.COOP.SOCIALE A R.L. ONLUS gehostet wird. Finanziert wird es vom Europäischen Solidaritätskorps.