Jana in Tbilisi, Georgien // 1. Bericht

„Gamarjoba, me Jana var!“ ist ein Satz, den ich in meinen ersten Tagen während meines ESC-Aufenthalts in der Hauptstadt von Georgien, Tbilisi/Tiflis, am öftesten gesagt habe. Ich heiße Jana, bin 18 Jahre alt und habe mich entschieden; direkt nach meinem Abitur ein Auslandsjahr zu machen. Ich habe mich in dem letzten Halbjahr der zwölften Klasse über verschiedene Möglichkeiten über Auslandsaufenthalte informiert und bin Dank unseres Studienberaters auf den ESC, den European Solidarity Corps, aufmerksam geworden.

Lange konnte ich mich nicht entschieden, wohin ich überhaupt gehen will, aber als ich das Projekt auf der Seite von „Naturkultur“ gesehen habe, wusste ich, dass ich da einfach teilnehmen muss. Ich wusste nur sehr wenig über Georgien, aber habe mich direkt in das Land, die Kultur, die Sprache und in alles weitere verliebt. Für mich war klar: ich gehe nach Tbilisi!

Ich bin am Donnerstag, den 15. September, in Tbilisi angekommen und war als erste unter den Freiwilligen von „Naturkultur“ da. Meine Reise war sehr lang wegen des Transfers in Istanbul. Außerdem bin ich länger als 13 Stunden insgesamt gereist. Als ich am Flughafen stand und überall die wunderschöne georgische Schrift gesehen habe, war ich von meinen Emotionen überw.ltigt: Nervosität, Fremdheit aber auch gleichzeitig Freude, Neugier. Ich wollte einfach nur zur Gemeinschaftswohnung fahren und die anderen Freiwilligen kennenlernen. Mittlerweile wohne ich in einer zentralen WG mit zwei anderen Freiwilligen aus Deutschland. Andere Freiwillige sowie auch normale Einwohner habe ich auch schon kennengelernt. Wir kommen alle echt gut miteinander aus und es ist immer wieder schön neue Sprichwörter und Bräuche kennenzulernen. Ich bin echt froh, dass das Zusammenleben gut funktioniert.

Obwohl ich noch nicht so lange in Tbilisi bin, habe ich schon an vielen Projekten teilgenommen. An sich arbeite ich bei der Organisation Go Group Media im Bereich von den JAM News. JAM News ist ein online Magazin, das über die verschiedenen Konflikte und Situationen im Kaukasus berichtet, also über Georgien, Armenien, Aserbaidschan und noch weitere Regionen. Die Journalisten bei JAM News wollen ihren Lesern eine differenzierte Meinung und verschiedene Informationen vermitteln, um Menschen – aus dem Kaukasus und generell – die Gelegenheit zu geben sich auszutauschen. Als ich nur von JAM News gehört habe und mir die Internetseite angeguckt habe, war ich direkt überzeugt. Ich fand die Vielfalt an Artikeln und Übersetzungen in verschiedenen Sprachen sehr beeindruckend. Go Group Media hatte mir direkt die Gelegenheit gegeben an einem journalistischen Training mit Journalisten, die aus Baku, Aserbaidschan, angereist sind, teilzunehmen. Ich wurde gut und herzlich aufgenommen. Dreharbeiten und Videomontagen sind mir wirklich fremd aber ich bin auch gespannt darauf neue Fähigkeiten zu lernen, die ich auch in der Zukunft weiter gebrauchen werde. Ansonsten helfe ich bei JAM News mit den Social Media Accounts sowie auch bei den Untertiteln für die verschiedenen Videos, die gefilmt werden. Da ich ein gutes Sprachverständnis habe, bin ich für viele der englischen sowie auch russischen Medien verantwortlich. Ich bekomme dadurch einen echt vielseitigen Einblick in die Welt des Onlinejournalismus. Im Verlauf der 10 Monate werde ich aber auch an einem größerem Projekt arbeiten, was ich echt cool finde. Ich habe vor mich mit verschiedenen kreativen Persönlichkeiten hinzusetzen und über ihre Schwierigkeiten in der Kunst Szene zu reden. Das Projekt wird verschiedene Themenbereiche umfassen, wie zum Beispiel Kunst, Theater und Musik. Ich freue mich den Menschen eine Plattform zu geben und die Möglichkeit über ihre Eindrücke und Alltagsleben zu berichten. Das wird meine erste richtige journalistische Arbeit sein.

Ansonsten bin auch eine Freiwillige bei der „Youth Association Droni“, die auch unsere Aufnahmeorganisation ist. Hier helfe ich bei lokalen Projekten und Workshops mit. Im Office haben wir auch gelegentlich schöne gemeinschaftliche Abende, sowie auch wirklich sehr interessante Sprachkurse. Ich finde es echt toll, die Möglichkeit zu haben, mich in eine fremde Kultur zu integrieren, die Sprache zu beherrschen sowie auch geschichtliches Wissen zu erlangen. Alle Mitarbeiter*innen sind wirklich nett, sodass man sich auch gerne in der Freizeit außerhalb der Arbeitsstunden trifft.

Auch trotz meines Arbeitslebens hatte ich Zeit ein paar neue Freunde zu finden und mit ihnen die Stadt zu erkunden. Direkt in den ersten drei Tagen haben wir wirklich viele wundervolle Sehenswürdigkeiten besichtigt aber Tbilisi ist so groß, dass wir auch noch unerforschtes Terrain vor uns haben. Tbilisi ist ein wunderschönes Beispiel dafür, dass eine Stadt ihren alten Charme mit der Moderne vereinen kann. Die Altstadt mit ihren wunderschönen Sehenswürdigkeiten, wie die verschiedenen Kirchen, die Sulfur Baths und vieles weiteres, muss auf jeden Fall auf der To-Do-Liste stehen. Die moderneren Orte, Bridge of Peace, der

Rike Park, etc., sollte man aber ebenfalls nicht unterschätzen! Was ich noch vor mir liegen habe, ist Tschüss zur Urbanisierung zu sagen und auch die Natur sowie die kleineren Dörfer zu erkunden. Wir haben uns das deutsche Dorf Bolnisi angeguckt und haben die wunderschönen, alten Kirchen gesehen. Auf jeden Fall sehr lustig deutsche Wegweise in Georgien zu sehen! Bis jetzt war ich noch nicht sehr oft außerhalb der Stadt unterwegs, jedoch habe ich mit den anderen Freiwilligen viele tolle Reisen geplant. Wir waren auch schon in Zugdidi (haben Mingrelien erkundet), Mtskheta und beim Aragvi-Fluß. Ich schätze mich echt glücklich, dass wir in diesem Aspekt gleich denken. Die Berge und Natur (Kazbegi, Svaneti, …), die Städte (Kutaissi, Batumi, …) sowie auch die kleineren Dörfer werden auf jeden Fall noch von uns erkundet! Auf meinem persönlichen Plan steht aber auch eine Reise nach Armenien. Die Gelegenheit will auch auf keinen Fall nicht verpassen.

Was Essen angeht, bin ich tatsächlich sehr traurig. Georgisches Essen hat viele Teiggerichte (Khinkali, etc.), sodass ich diese wegen meiner Glutenintoleranz nie probieren werden können. Jedes mal, wen die anderen Freiwilligen Khachapuri essen, zwinge ich sie, mir den Geschmack genauestens zu schildern. Trotzdem gibt es gute Alternativen, die ebenfalls wirklich gut schmecken. Als Person mit einer Gluten Unverträglichkeit kann man hier trotzdem gut klarkommen durch die Vielzahl an Fleisch- und Gemüsegerichten. In der Pharmacy gibt es glutenfreie Import Produkte aber man kommt auch gut ohne sie klar. Auch kann ich Mchadi, Gomi und Churchkhela nicht genug anpreisen! Auch als Vegetarier findet man Unmenge an anderen Gerichten, die kein Fleisch beinhalten. Wegen den vielen, auch wirklich leckeren Alternativen ist es für uns Vegetarier einfach, aber für Veganer könnte ich es mir durchaus problematischer vorstellen.

Für mich ist das eigenständige Leben noch eine Umstellung an die ich mich aber langsam gewöhne. Ich hatte bis vor kurzem mit meinen Eltern gelebt und bin plötzlich völlig auf mich alleine gestellt. Einerseits durch das Planen, finde ich es echt toll Selbstständigkeit zu erlangen von Projekten und die eigenständige Lebensweise. Andererseits muss ich mich noch an alles gewöhnen. Ich bin wirklich froh, dass ich mich mit der Mitbewohnerin in meinem Doppelzimmer echt gut verstehe, sodass wir beide viele erste Erlebnisse teilen können. In der kurzen Zeit habe ich sehr viele andere deutsche Freiwillige in Tbilisi so wie auch in anderen Städten/Dörfern kennengelernt! Der Gedanke daran so viele Menschen zu kennen ist echt toll! Vor allem als Freiwillige ist es echt praktisch dann auch in Georgien zu reisen, weil man immer sich gegenseitig aushelfen kann.

Ich freue mich auf alles, was noch kommen wird: die zukünftigen Festivals, die verschiedenen Trainings und Workshops, andere Freiwilligen, viele Reisen… Ich genieße das abwechslungsreiche Leben und die Freiheit, die ich nach meinem Schulleben habe. Das Warten auf mein Auslandsjahr hat mir während meines letzten Schuljahres wirklich Hoffnungen und Freude bereitet. Ich bin echt dankbar dafür, dass ich durch den ESC solch tolle Erfahrungen sammeln kann. Trotz der kurzen Zeit, die ich hier verbracht habe, kann ich bestätigen, dass Georgien ein verborgener und unentdeckter Schatz ist. Man sollte Tbilisi und Georgien auf jeden Fall besuchen kommen! Ich bin wirklich gespannt auf die nächsten Monate hier.

Nakhvamdis!

Jana

 

Janas Projekt bei Go Group wird durch JUGEND für Europa und die Europäische Union gefördert.