Johanna in Balvi, Lettland // 2. Bericht

 

“Ihr seid jetzt seit schon fast 4 Monaten in Lettland – es ist Zeit für euren 2. Bericht!”, so erreichte mich Anfang der Woche eine E-Mail. Ich war zwar nicht schockiert, denn es ist wirklich ganz schön viel hier passiert seit dem letzten Bericht, aber das wir jetzt tatsächlich seit 4 Monaten hier sind, ist dann manchmal schon sehr crazy.
4 Monate – das ist fast die Hälfte unseres Projekts und die Zeit rennt davon.

Damit ich auch ja nichts verpasse hier zu erzählen, habe ich mir gerade mal meinen letzten Bericht nochmals durchgelesen und gesehen, dass dieser mit meiner Vorfreude auf Tallinn geendet hat.
Also muss ich jetzt wohl da anschließen und von meinem Kurztrip berichten.
Tallinn ist wirklich eine wunderschöne Stadt und ich kann jedem einen Besuch nur nahelegen. Die Mittelalterlichen Burgreste und die modernen Hochhäuser verweben sich zu einem harmonischen Stadtbild, in dem es für jeden etwas zu entdecken gibt, kleine Läden, moderne Bars und Restaurants, Schlösser und weitläufige Parks, alles dabei
Und ja nicht zu vergessen ist der Weihnachtsmarkt, der in Tallinn und auch in Riga sehr hoch gepriesen wird, wozu ich sagen muss, dass er ein wenig enttäuscht hat, wenn man deutsche Weihnachtsmärkte gewöhnt ist. (20 Stände und davon 15 nur mit Glühwein)

Der große Schnee ist auch bis jetzt noch ausgeblieben. Unsere Kollegen sind der Meinung, wir haben den schlechtesten Winter in lettischer Geschichte erwischt, nur vereinzelte Schneetage und nach einer Woche ist alles wieder weggetaut, ob vor Weihnachten oder jetzt im Januar, meist ist es hier einfach nur grau in grau.

Doch bevor es an Weihnachten geht, habe ich noch ein paar Worte für die Vorweihnachtszeit, welche auch wieder sehr schön war. An den meisten Wochenenden habe ich mich mit meinen Freunden getroffen, ob für eine Runde Bowling zu einer Geburtstagsfeier oder zu einer kleinen Weihnachtsfeier, bei welcher ich Stollen und Pfefferkuchen einem internationalen Publikum vorstellen konnte.

Über die Feiertage ging es dann für mich und die meisten anderen Freiwilligen nach Hause bzw. auf Familienbesuch. Und sogar dort habe ich mich mit Freunden getroffen, die ich über das Freiwilligennetzwerk kennengelernt habe, da diese ebenfalls auf Familienbesuch in der Gegend waren, oder aber auf Reisen durch Europa. So ging es für mich dann auch für einen Tagestrip nach Prag, um dort zu ihnen zu stoßen.

Es hat wirklich gut getan, diese zwei Wochen zum Energie tanken zu nutzen, Freunde, Familie zu sehen und sich auch einfach mal ein paar Tage von der Arbeit zu erholen.
Was mich allerdings ein wenig getroffen hat, war ein kleiner Reverse-Culture-Shock. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet, da es für mich keinen Culture-Shock gab, als ich nach Lettland gekommen bin, jetzt beim vorübergehenden Heimkommen jedoch schon, so kann man alle Leute auf der Straße verstehen und sie verstehen einen selber auch, man muss also wieder aufpassen, wovon man so in der Öffentlichkeit redet.

Apropos Sprache, jetzt wo man viel Englisch spricht den ganzen Tag und Deutsch nur unter einzelnen Freiwilligen, merke ich wie sich die Qualität meines Wortschatzes immer mehr herunter schraubt, sehr viel mehr Anglizismen herein schleichen und auch die Grammatik angefangen hat, unter dem Verlust des Ständigen Einflusses der Sprache zu leiden.

Als es im neuen Jahr zurück nach Lettland ging, erwartete uns nicht nur ein neuer Freiwilliger aus Georgien, sondern auch ein zugeschneites Balvi.
Schnee in lettischer Natur ist wirklich wunderschön, schade nur, dass er auch dieses Mal schnell wieder Geschichte war, gefreut hatte ich mich natürlich dennoch riesig.

Arbeitstechnisch hat sich im Neuen Jahr auch ein bisschen was verändert, so sind wir zur Zeit häufiger in Vilaka in der Schule zum Aushelfen bei Krankheitsfällen der Lehrer oder auch einfach nur so, um für Abwechslung zu sorgen. In Balvi haben wir jetzt angefangen Montags im Kindergarten mit zu Helfen, wovon ich nur schwärmen kann, die Kinder sind einfach so goldig. Und natürlich kommt mit neuen Menschen auch eine neue Stimmung ins Projekt, so auch mit Lazare, welchen wir im Januar in unseren Alltag einführen und die Gegend und Arbeit zeigen durften.

Was im Dezember viel mit Weihnachtsdeko geschmückt wurde, wird gerade wieder umdekoriert und ich bin häufig mit basteln beschäftigt, wenn sonst nichts Wichtiges anliegt.
Tanz technisch gibt es auch ein kleines Update, so stehen bald hoffentlich meine ersten Auftritte bevor, parallel sind weitere Kurztrips in und um Lettland geplant, sowie sehr coole Aktionen in den Jugendzentren in Vorbereitung.
Dort haben wir aktuell auch wieder etwas mehr Andrang, denn die Klausurenphase ist wie in Deutschland im Dezember und somit gerade wieder vorbei und die Jugendlichen haben mehr Platz für andere Dinge in ihrem täglichen Zeitplan. So haben wir letzte Woche Zimtbrötchen gebacken, einen “Gesunden-”abend veranstaltet und diese Woche ist ein Karaokeabend in Planung.

Highlights von 2025 sind bis jetzt bei mir: ein Ausflug in das verschneite Aluksne mit der historischen Schmalspurbahn, der Jugendpreis in Gulbene 2024 mit allen meinen Freunden und die Vorfreude auf das nächste Woche bevorstehende Midterm-Training.

Sveicieni no Latvijas,
Johanna

Johanna verbringt ihren Freiwilligendienst in der NGO Kalmārs , ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.