Johanna in Balvi, Lettland // 3. Bericht

 

Und schon geht es in den letzten Abschnitt meiner Zeit hier in Lettland, kaum zu glauben, aber ich bin schon ein halbes Jahr mittlerweile hier. Und da die Zeit im Flug vorbei rauscht, versuche ich, sie so gut es geht in vollen Zügen zu genießen.
Gerade jetzt, wo der Frühling an die Tür klopft, ist dies an den meisten Tagen auch recht einfach, so wie jetzt auch: Ich sitze bei Abendsonne am Fenster, die Luft kühlt langsam herunter und die Vögel zwitschern. Alles in allem sehr idyllisch.

Als ich das letzte Mal geschrieben hatte, ging es gerade los zum Midterm-Training, also schließe ich mit meiner Erzählung hier weiter an. Das Training war echt super, wir waren in Lilaste, einem kleinen Ort an der Küste Lettlands etwas oberhalb Rigas und trafen dort auf bekannte Gesichter von Freiwilligen, welche mit uns auch schon im On-Arrival Training waren, aber auch auf bis dato unbekannte Leute. Es war eine Zeit mit viel Reflexion und Ausblick in die Zukunft, aber auch wieder Zeit um sich mit den anderen auszutauschen und eventuelle Tricks und Kniffe abzuschauen.

Wettertechnisch war der Januar noch sehr durchwachsen, viel wechsel zwischen Schnee und trocken, doch als es dann in den Februar ging, kam auch endlich die Kälte, zweistellige Minusgrade und den ganzen Monat durchgängig Schnee.
Von der Arbeit im Februar kann ich, bis auf vom Youth Award in Balvi nicht viel erzählen, sie sind das Highlight der Jugendarbeit des Jahres und Jugendliche aus der Region werden für ihre schulischen Leistungen und ihr Engagement in der Gemeinde ausgezeichnet. Den Rest des Monats hat mich leider die Krankheit gepackt, da ich mir eine Lungenentzündung zugezogen hatte und auch zeitweise im Krankenhaus war, somit leider nicht wirklich was zur Arbeit beitragen konnte. Allerdings konnte ich dadurch die komplette “local experience” bekommen und kann allen, die eventuell besorgt sind, bestätigen, dass alles mit der medizinischen Versorgung und der Versicherung super geklappt hat und auch die Kolleginnen mich wirklich super unterstützt haben in der Zeit.
Leider habe ich so einen Großteil von genau dem Wetter verpasst, welches ich mir gewünscht hatte, ein paar Wochen ging es jedoch noch und so habe ich zumindest teilweise genießen können.

So ging es im März erholt mit voller Energie wieder mit der Arbeit los, die Kinder im Kindergarten sind immer noch total zuckersüß und auch die Events machen mega viel Spaß. Wir haben einen großen Sporttag für die Grundschüler in Vilaka veranstaltet, Pizza gebacken und natürlich als ganz großes Highlight ein Ferien-Camp veranstaltet, bei dem ich jeden Tag eine andere kreative Station betreuen durfte. Es war recht großer Andrang und das Jugendhaus war schon fast überfüllt, trotz des Trubels war es allerdings ein voller Erfolg und einige Kinder aus dem Camp kommen nun auch zu den regulären wöchentlichen Events.
Seit Anfang März schleicht sich hier der Frühling so langsam an, allerdings mit regelmäßigen Unterbrechungen, in denen dann für ein paar Tage wieder der Schnee vorbei schaut, auch gestern noch und wir haben nun Anfang/Mitte April!!
Da die Zeit hier immer mehr auf das Ende zu rückt, versuche ich jedes Wochenende so gut es geht zu nutzen und habe daher auch sehr viel außerhalb der Arbeit erlebt. So haben mich meine Eltern für ein Wochenende besucht, in dem wir zusammen Riga erkundet haben. Ich war in Gulbene bei der Eisdisco, in Riga auf Geburtstagsfeiern anderer Freiwilliger und auch Charlie hat uns für eine Woche in Balvi besucht. Wenn ihr Charlie nicht kennt, solltet ihr euch mal die Berichte vom letzten Jahr ansehen ;).
Weitere Wochenendtrips gingen nach Rēzekne, Sigulda und den Gauja Nationalpark zum Wandern.

Das absolute Highlight allerdings war mein allererstes Volkstanz Konzert, bei dem ich selber tanzen durfte. Ich war natürlich sehr aufgeregt, da hat auch der Ritual-Shot Rīgas Balzams nichts geholfen, doch alle drei Tänze liefen reibungslos und ich war auch ein wenig stolz auf mich danach.
Meine Kollegin hatte mich erst gar nicht in der lettischen Tracht erkannt, obwohl ich sagen muss, dass ich es ihr nicht übelnehmen kann, so mit Kopftuch sieht man doch anders aus.
Die Party nach dem Auftritt war auch Klasse, so wie es sich für solche Konzerte gehört, bleiben die Tänzer vor Ort und feiern mit DJ begleitung bis in die Nacht, auch wenn die Musik etwas gewöhnungsbedürftig ist, da es teilweise internationale Lieder sind, welche auf lettisch übersetzt und umgedichtet werden.

Auch in nächster Zeit wird es weiter so aussehen, wir haben unsere regelmäßigen Events in den Jugendzentren mit kleinen Highlights, so steht schon eine wanderung mit den Kolleginnen für morgen und ein großes Oster Event (“bunny-race”) für Mittwoch an.
Hinzu kommen etliche weitere geplante Wochenendausflüge und Tanzkonzerte. Auch ein etwas längerer Urlaub nach Finnland ist schon fast fertig geplant, welcher sich Ende des Monats im Kalender ankündigt. Da freue ich mich natürlich auch schon riesig drauf, hoffentlich spielt das Wetter mit und es gibt nicht noch eine schneeweiße Überraschung.

Līdz vasarai, čau, atā
Johanna

Johanna verbringt ihren Freiwilligendienst in der NGO Kalmārs , ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.