Johanna in Tbilisi, Georgien // Abschlussbericht

Als ich mich dazu entschied, einen Freiwilligendienst bei Droni in Tbilisi zu machen, wusste ich, dass es eine Reise voller neuer Erfahrungen und Herausforderungen sein würde. Jetzt, nach einem Jahr in Georgien, kann ich trotzdem kaum glauben, wie viel in dieser Zeit passiert ist, und wie schwer es mir nun fällt, diesen Ort, der mein lieb gewonnenes Zuhause wurde, wieder zu verlassen. Ich blicke zurück auf wundervolle Erinnerungen, besondere Reisen, wertvolle Lernmomente und enge Freundschaften.

Nach so vielen tollen Erlebnissen kann ich kaum sagen, was meine schönste Erinnerung ist.  Vielleicht der Moment am See in den Adjarischen Bergen, als wir von einer georgischen Familienfeier eingeladen wurden, auf Wein und hausgemachtes Essen mit frischem Käse von den eigenen Kühen, und am Ende noch eine riesige Tüte mit Gurken und anderen Köstlichkeiten in die Hand gedrückt bekamen. Ein unvergesslicher Tag war es auch, als meine georgische Freundin uns in ihr Dorf eingeladen hat. Zu sehen, an welchen schönen Orten am Wasserfall sie ihre Kindheit verbracht hat und die Ruhe und Einfachheit dieses Ortes zu erleben, war sehr besonders. Oder vielleicht war es aber auch einer unserer WG-Abende, bei dem wir gemütlich bei leckerem Essen zusammen am Küchentisch saßen, gemeinsam gegessen, gequatscht und gelacht haben.

Abgesehen von tollen Freizeiterlebnissen, war auch die Arbeit bei Droni für mich eine sehr positive und wertvolle Erfahrung. Am meisten gefallen hat mir die Möglichkeit, eigene Ideen in die Arbeit einzubringen und neue Projekte ins Leben zu rufen. Unsere regelmäßigen „Meet & Greet“-Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Quiz Night, haben immer viel Spaß gemacht. Mein Organisationstalent konnte ich unter Beweis stellen, als ich eine Reihe an “Get Ready” Workshops ins Leben gerufen habe. Und nochmal ganz anders waren die Veranstaltungen im Jugendzentrum in Ponichala, einem Stadtteil am Rande von Tbilisi. Besonders bewegend war es, die Begeisterung der Jugendlichen zu erleben, wenn wir gemeinsam über Themen wie Lebensträume und Gleichberechtigung diskutierten. Die Offenheit und das Engagement der Teilnehmenden haben mich jedes Mal aufs Neue motiviert.

Dazu im Vergleich war die Beantragung von Erasmus+ Projekten, oft mit vielen Stunden vor dem Laptop und Zeitdruck verbunden, sehr viel weniger angenehm. Doch die Mühen der Erasmus-Bewerbungen hatten Erfolg, und unser Projekt wurde tatsächlich genehmigt. So hatte ich zum Ende meines Freiwilligendienstes noch einen absoluten Höhepunkt: ein eigenes Projekt, das ich gemeinsam mit einer Freundin von Anfang bis Ende organisiert habe. Es war eine inspirierende Erfahrung, eine tolle Gruppe von jungen Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, in der sich alle öffnen und voneinander lernen konnten. Zu sehen, wie unsere Idee Gestalt annahm, hat mir gezeigt, dass sich all die Arbeit und Anstrengung wirklich gelohnt haben.

Während meines Freiwilligendienstes konnte ich aus den vielen Projekten und Begegnungen einiges lernen. Über mich selbst habe ich erkannt, dass ich ein großes Bedürfnis nach Struktur habe, aber auch, wie ich diese Struktur selbst erschaffen kann. Gleichzeitig habe ich die Bedeutung von Flexibilität zu schätzen gelernt, und ein größeres Vertrauen darin entwickelt, dass schon alles irgendwie klappen wird, auch wenn es nicht perfekt ist. Ich habe meine Fähigkeiten weiter ausgebaut, arbeite zielstrebiger und lege großen Wert auf Qualität, ich gehe besser mit Stress um und weiß Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Ein weiterer prägender Aspekt war der Einblick in die politische Situation Georgiens. Die Proteste und die Energie der jungen Generation, die sich eine andere Zukunft für ihr Land wünscht, waren sehr eindrucksvoll. Ich erlebte die Sorgen meiner Kolleginnen und Kollegen und die Frage, wie es mit Droni weitergehen würde, mit einer vorsichtigen Hoffnung vor den kommenden Wahlen. Durch meine Zeit in Georgien, wurden mir meine eigenen Privilegien und Vorteile aufgrund meiner Herkunft bewusster, während ich aber dennoch die Unterschiede sehr zu schätzen weiß.

Der Freiwilligendienst hat meinen Horizont erweitert und mir gezeigt, wie viel man gemeinsam erreichen kann. Ich habe nicht nur neue Fähigkeiten erworben, sondern auch Selbstvertrauen und eine positivere Einstellung zu Herausforderungen entwickelt. Diese Erfahrung hat meine Kompetenzen gestärkt und wird mir in Zukunft von großem Nutzen sein. Ich habe mir die Welt der internationalen Projekte erschlossen und verfolge nun ein klareres Ziel, in welche Richtung ich mich beruflich weiter orientieren möchte. Und auch persönlich hat mir das Jahr wieder gezeigt, wie viel Energie mir interkulturelle Begegnungen und Reisen geben, und ich möchte noch viele weitere Ecken der Welt entdecken. Durch die internationalen Begegnungen habe ich zudem Freundschaften mit Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern geschlossen und freue mich schon darauf, sie zu besuchen und ihre Heimat zu erkunden. Die georgische Hilfsbereitschaft, die Gastfreundschaft und die Freude daran, Essen in guter Gesellschaft zu teilen und zu genießen, werde ich auch weiterhin in meinen eigenen Alltag integrieren.

Der Freiwilligendienst bei der Droni Youth Association ist eine wunderbare Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, aus seiner Komfortzone herauszugehen und sich weiterzuentwickeln. Man hat die Chance, Initiative zu zeigen, über sich selbst zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Georgien ist ein einzigartiges Land – kulturell, landschaftlich und gesellschaftlich gibt es so viel zu entdecken. Ob nach der Schule, dem Studium oder mal als kleine Auszeit zwischendurch, der Freiwilligendienst bei Droni ist eine Erfahrung wert.

Ich habe in meinem Jahr in Georgien gearbeitet, gelebt, geliebt und gelacht – wie in Deutschland, aber alles um einen Ticken intensiver. Ich bin mir sicher, dass ich nicht zum letzten Mal in Georgien war, sondern habe schon jetzt fest vor, im nächsten Sommer wieder dorthin zu reisen. 


Johanna verbringt ihren Freiwilligendienst in der Youth Association DRONI, ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.