Merhaba arkadaslar!
Dies ist nun leider schon mein Abschlussbericht… Ich habe ein wahnsinnig tolles Jahr in Izmir verbracht und ganz viele tolle Menschen getroffen (Selamlar an meine liebsten canims an der Stelle <3)
Die letzten Monate in Izmir waren der absolute Sommer. Als wir aus Kars zurückgekommen waren, haben wir natürlich unsere Workshops und Aufgaben wieder übernommen. Leider gab es im Sommer nicht ganz so viele Workshops wie sonst, weil alle Schulen und Unis Ferien hatten. An den Wochenenden sind wir gerne mal für nen Tag an den Strand gefahren und waren einige Tage auch im Strandurlaub in Kusadasi. Ich empfehle Izmir im Sommer auf jeden Fall für Menschen, die gut Hitze aushalten. Ich selber habe mich relativ schnell an die Temperaturen gewöhnt, aber es ist trotzdem schwierig, in der Mittagshitze draußen zu sein. Was nicht so schön war in den letzten Wochen, war, dass einige Frewillige schon abgereist sind, was natürlich sehr schade war. Die letzten Tage in Izmir waren auch für mich stressig, weil ich viel zu erledigen hatte und wenig Zeit gefunden habe, um wirklich zu begreifen, dass ich bald abfahre (ich glaube selbst jetzt habe ich noch nicht richtig begriffen, dass ich nicht mehr in Izmir lebe…).
Ein schlimmes und krasses Erlbenis, waren die Waldbrände um Izmir. An zwei Tagen waren große Brände in Izmir und Umgebung und einer war sehr nah an uns dran, nur 3km entfernt und es wurden Häuser in unserer Region der Stadt evakuiert. Zwei Tage lang war überall Rauch, die Sicht war verschlechtert und es flogen kleine Aschepartikel in der Luft herum. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet und bin am ersten Morgen des Feuers erst einmal zu meiner Informationsquelle des Vertrauens gegangen, Hüseyin Bey, der Friseur neben unserer Wohnung (falls ein*e zukünftige*r Freiwillige*r das ließt, grüßt ihn mal )um ihn zu fragen, was los ist. Nach zwei Tagen waren die Feuer so weit vorbei. Vor genau einem Jahr war mein erster richtiger Tag in Izmir. Am Abend vorher war ich angekommen und hatte schon ein paar andere Freiwillige kennengelernt. Am 2.9 hab ich dann alle anderen Freiwilligen kennengelernt, die schon da waren. Wir sind zusammen mit der Fähre ins Büro gefahren, was essen gegangen und dann sind wir zur internationalen Messe im Kültürpark gegangen. Etwa ein halbes Jahr zuvor hatte ich mich für den Freiwilligendienst in Izmir beworben. Da Izmir eine Partnerstadt von Bremen ist, war es relativ naheliegend, mich für dieses Projekt zu bewerben.
Dass ich ins Ausland gehen will, war schon länger klar, bei dem Ort hatte ich keine bestimmten vorlieben, aber ich muss sagen jetzt könnte ich mir gar nicht vorstellen, wo anders hingegangen zu sein als meine Lieblingsstadt Izmir . Generell kann ich sagen, dass ich es mir sehr viel einfacher vorstelle, in eine große Stadt und eine große Organisation zu gehen als in eine kleine. Ich wollte einen Freiwilligendienst machen, weil ich im Ausland leben wollte und neue Leute kennenlernen wollte. Außerdem war die Idee, an einem sozialen Projekt mitzuarbeiten natürlich wichtig. Meine besten Erinnerungen an den Freiwilligendienst sind auf jeden Fall alle Momente, die ich mit meinen besten Freund*innen und anderen lieben Menschen verbracht hab. Zusammen essen, picknicks, einfach sich unterhalten oder andere Sachen zusammen machen. Natürlich waren viele Ferien, die ich auch mit meinen Freund*innen verbracht habe toll, vor allem als wir alle zusammen nach Kapadokya gefahren sind oder zu dritt nach Kars.
Neue Leute kennenlernen in den Workshops war speziell am Anfang sehr schön und ab der Hälfte bis zum Ende hat es mir sehr gefallen, einen richtig, richtig tollen Aikidoverein mit lieben Menschen und einen Tanzkurs gefunden zu haben. Jedes Mal, dass ich Fähre gefahren bin zählt auch zu meinen allerschönsten Erinnerung und von der Izbanstation Karşıyaka nach Hause laufen. Von den Sachen, die ich in meinem Freiwilligendienst so gelernt habe ist wahrscheinlich am sichtbarsten mein Türkischniveau. Auch wenn ich das Jahr über sehr oft frustriert war über meine (manchmal nicht ersichtbaren) Lernfortschritte, kann ich jetzt einfache Konversationen führen und habe die besten Bedingungen um weiter zu lernen (wie zb. auch zwei Sprachaustauschpartner*innen). Dann habe ich natürlich auch gelernt, mich ein bisschen selbständiger zu organisieren, in einer Wg zu leben und Workshops zu organisieren. Dabei habe ich auch gemerkt, dass ich wohl ne Karriere als Entertainerin oder Lehrerin einschlagen könnte, aber nicht so Lust auf so nen Job in Vollzeit hätte. Außerdem habe ich gelernt, dass ich echt viele Vorurteile gegenüber der Türkei hatte, die sich so ziemlich alle in der ersten Woche in Luft aufgelöst haben und dass man sich sehr schnell an eine neue Kultur/Sprache gewöhnen kann. Auch ist das Leben in Izmir am Ende nicht so anders als in einer anderen Großstadt in Europa…
Am besten hat mir an meinem Freiwilligendienst auf jeden Fall gefallen, so viele tolle Leute kennenzulernen und so viel Zeit mit ihnen zu verbringen. In Izmir, direkt am Mittelmeer und in einer wärmeren Klimazone zu leben war auch richtig gut 🙂 Am wenigsten haben mir die ganzen Auseinandersetzungen gefallen, die wir als Freiwillige mit der Host-Organisation hatten und wie die teilweise mit uns umgegangen sind. Leider scheint es in dieser Organisation absolut keinen Raum für konstruktive Kritik und Gespräche auf Augenhöhe zu geben. Und anscheinend wiederholen sich unangenehme Situationen deshabl jedes Jahr wieder. Praktisch gesehen habe ich nach diesem Freiwilligendienst sehr viel mehr Lust, mich in internationalen Organisationen einzubringen. Der Freiwilligendienst hat mir auch gezeigt, wie ich mit unprofessioneler Arbeit von Ansprechpersonen ein bisschen besser klar komme (und wie viel weniger unwichtig das alles ist, wenn man zusammenhält als Gruppe gegen sowas) und dass im sozialen Bereich sehr viele Organisationen mehr Schein als Wirklichkeit sind.
Generell würde ich jeder*m einen Frewilligendienst empfehlen! Nach meinen Erfahrungen würde ich mir ein Projekt für ein Jahr suchen und in einer Organisation, die schon länger Leute aufnimmt und eher in einer großen Stadt ist und ein gutes Netzwerk dort (auch an jungen Menschen) hat. Wenn man sich traut, sich eventuell ein bisschen mehr durchbeißen zu müssen, kann man sich auch Projekt suchen, was vielleicht etwas neuer/abgelegener ist. Am besten ist, wenn das Projekt und die Organisation einem empfohlen werden. Man sollte sich immer bewusst sein, dass es leider viele Organisationen (meiner Erfahrung nach viele in der türkei zumindest) gibt, die nicht hauptsächlich auf die soziale Tätigkeit und Betreuung der Freiwilligen ausgelegt sind. Trotzdem ist die Erfahrung, in einem anderen Land zu leben so wertvoll und bereichenrd, dass ich sie jedem weiterempfehlen kann, egal wo 🙂 Ausprobieren lohnt sich immer, man kann sich ja auch umentscheiden, wenns gar nicht passt. Meine Organisation in Izmir, Pi Youth Assotiation, würde ich an sich nicht weiterempfehlen, ABER: den Frewilligendienst da schon! Das heißt, dass eigentlich alles richtig super ist, es ist eine gute Idee (von der Arbeit her), in der Organisation sind viele tolle, junge, lokale Freiwillige, die Workshops machen, macht Spaß, Izmir ist eine wahnsinnig lebendige, schöne Stadt und es werden wahrscheinlich viele internationale Freiwillige dort sein. Auch wegen der türkischen Sprache, Kultur und dem Essen lohnt es sich 🙂 Also ich würde es ausdrücklich empfehlen, sich das da zumindest (für zwei Monate falls das geht) anzuschauen, bzw. einen Freiwilligendienst in Izmir zu machen! Um Auseinandersetzungen zu vermeiden/wiederholen würde ich auch empfehlen, sich mit jemanden in Kontakt zu setzen, der da einen Freiwilligendienst gemacht hat (ich zum Besispiel) und ich würde mich darauf gefasst machen, dass man manchmal auf Kommunikationsprobleme stößt und die Organisation zwar bei organisatorischen Problemen gut hilft, bei persönlichen wahrscheinlich eher nicht so. Und dass man manchmal echt nerven muss, wenn man etwas möchte, wo die Organisation Geld für bezahlen müsste (zb. Sachen für die Wohnungen).
Insgesamt würde ich sagen, dass es zwar viel Konfliktpotenzial gibt, aber man auch nicht so viel mit seinen Chef*innen zu tun haben muss. In den letzten 6 Monaten hatten wir auch nicht mehr Kontakt mit denen als nötig und so lange das so war, war das Leben schön 😉 In die Workshops mischen die sich nicht so sehr ein. Und ich will noch kurz sagen, dass man vielleicht nicht ganz so viel zu tun haben wird, vor allem im Sommer, also man sich selber Sachen zu tun suchen muss. Einige Workshops helfen Leuten wirklich richtig viel, dass ist wahrscheinlich das schönste an der Arbeit (zb. die in sakin mekan agora) und Izmir hat ansonsten auch viel zu bieten (genauso wie reisen in der Umgebung sehr schön sind und man mit dem Geld, was man bekommt ganz gut hinkommt).
Falls ihr vorhabt, in die Türkei zu gehen, würde ich empfehlen vorher ein bisschen Türkisch zu lernen (A1 oder A2 wäre super – sonst einfach ein paar Redewendungen und Wörter – wir haben eine Liste mit allen wichtigen Sachen für neue Freiwillige zusammengestellt, da ist auch eine Seite mit Wörtern und so dabei). Die meisten Leute (auch junge) sprechen kein Englisch (meist noch eher Deutsch).
Leyre verbringt ihren Freiwilligendienst bei PI Youth Association, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.