In meinem letzten Bericht habe ich ja darüber geschrieben, dass wir von nun an nur noch auf dem „potential“ arbeiten werden – so nennen wir das Grundstück, auf dem unsere MentorInnen Conor und Johanna ihr homestead haben. Tatsächlich hat sich für mich diese Veränderung sehr positiv ausgewirkt. Es fällt nun viel leichter fokussiert zu arbeiten und ich fühle mich sehr viel mehr verbunden mit diesem Grundstück, den Menschen und den Geschehnissen dort. Außerdem ist es gut, eine gewisse Trennung von Arbeitstag und Freizeit zu haben, was durch die örtliche Trennung, da wir ja in einem anderen Ort untergebracht sind, gegeben ist.
Das potential ist nun auch in voller Blüte – im wahrsten Sinne des Wortes, denn im Garten wächst es und gedeiht’s. Wir können nun sehr regelmäßig ernten, sodass sowohl ein Großteil unserer Lebensmittel, als auch ein Großteil der Dinge für den Catering Service direkt aus unserem Garten kommt. So haben wir zum Beispiel schon sehr viel Salat, Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Mangold, Spinat, Kohl, Kräuter und auch Möhren und Tomaten geerntet… Im Feld haben wir vor kurzem auch viele schwarze Johannisbeeren von den Sträuchern gepflückt. Neben dem Ernten, sind das Wässern der Gärten und das Schneiden des Grases im Feld übliche Aufgaben momentan. Das „Jim Cronin Beet“, bei dem der Boden mit Plastik abgedeckt ist und die Pflanzen durch Löcher in diesem Plastik hindurchwachsen, haben wir vor ein paar Wochen an einem sehr warmen und sommerlich sonnigen Tag vollständig bepflanzt. Zunächst sahen die Pflänzchen recht mitgenommen und schwächlich aus, aber nach ein paar Tagen und vielem Wässern haben sie sich erholt und sind jetzt schon so viel gewachsen – bald wird dieses Beet ein einziger Dschungel sein. Hier haben wir zum Beispiel Bohnen, Erbsen – für die wir Bambusstrukturen gebaut haben zum dran hoch hangeln – diverse Blumen, Schnittlauch, Zucchini, Brokkoli etc.
Im Catering Bereich gab es auch einige Highlights in den letzten Monaten. Zum einen kam die Green Party für ein Wochenende nach Cloughjordan und wir haben für die Menschen gekocht. Es war ein sehr großes Event, für das es auch einiges an Vorbereitungen und Geduld gebraucht hat. Im Zuge der Vorbereitung haben wir zum Beispiel Brettchen aus Holz gebaut und bearbeitet, auf denen dann letztendlich Käse serviert wurde. Am eigentlichen Caterings-Wochenende waren wir ein sehr großes Team, da neben uns auch noch einige andere Menschen aus Coughjordan mitgeholfen haben. Es war zwar zeitweise etwas stressig und ungewiss, aber alles in allem hat es ziemlich gut geklappt und ich bin dankbar für die Erfahrung mit so vielen Menschen zusammen gearbeitet zu haben und dabei so viel gelacht zu haben…:)
Eine weitere sehr besondere Veranstaltung war das Festival „Elements of Change“ in Coughjordan. Das communitiy-geführte Nachhaltigkeitsfesitval hat an einem Wochenende im Juni stattgefunden und es war total spannend unseren kleinen Ort nochmal so viel lebendiger und mit neuer und innovativer Energie gefüllt zu erleben. Ich denke, es unterstreicht die Besonderheit von Cloughjordan, dass es möglich ist, in einem so kleinen und ländlichen Ort ein solches Festival zu veranstalten, dass auch viele Menschen von außerhalb anzieht. Es gab Essensstände, live Musik und diverse andere KünstlerInnen, interaktive Workshops und Gesprächsrunden… The Night Orchard hatte eben auch einen Essensstand und wir haben Suppe, Galletes, Brot, Salat und unseren Apfelsaft verkauft.
Eine Mitfreiwillige und ich helfen seit ein paar Wochen jeden Dienstag beim Catering für die Brookfield Farm. Hier werden diverse Workshops angeboten, es ist also jede Woche eine Gruppe aus neuen Menschen für die wir kochen. Es macht immer wieder sehr viel Spaß, wir lachen unglaublich viel und auch hier ist es wieder sehr wohltuend die Teller zu den Tischen zu tragen und dabei zu wissen, dass man selbst den Salat angesät hat oder selbst die Kartoffeln gesetzt hat, die sich nun auf diesen Tellern befinden und ein paar Menschen satt und glücklich machen. Diesen ganzheitlich Ansatz schätze ich sehr! Ein Highlight hier war, als die Frau des irischen Präsidenten zur Brookfield Farm kam und wir für sie und die Menschen auf diesem Event gekocht haben…
Für mich ebenfalls sehr herausstechend war unser Ausflug nach Wicklow. Hier waren wir einen Tag auf „Hazel and Davi’s Wicklow Farm“. Davi war zuvor schonmal bei uns zu Besuch und hat uns einen Workshop zu syntropischer Landwirtschaft gegeben. Es war also sehr spannend sein Land zu besuchen und etwas in diesen besonderen Ansatz des Anbaus einzutauchen. Im Anschluss zu unserem Aufenthalt in Wicklow sind zwei meiner Mitfreiwilligen und ich nach Dublin gefahren für unser midterm training in DCU. Ich hatte eine unglaublich gute Zeit dort. Gerade im Vergleich zum on arrival training, dass damals ja noch online stattgefunden hat, war das midterm training eine unglaublich spaßige und auch lehrreiche Erfahrung. Es war total inspirierend die anderen Freiwilligen kennenzulernen und von ihren Projekten zu hören. Es hat mir auch geholfen meine Erfahrung hier nochmal mehr wertzuschätzen und in ganzheitlicher Perspektive zu betrachten…
In diesem Sinne blicke ich nun auf die verbleibenden Wochen meiner Zeit hier. Ich bin jetzt schon etwas traurig, dass es bald zu Ende geht, freue mich aber natürlich in erster Linie auf all den Spaß, der noch vor mir liegt… Bis bald also, bye!;)
Linda
Linda ist Teil des Projekts „Wild Abundance“, welches von der Aufnahmeorganisation The Night Orchard organisiert und vom Europäischen Solidaritätskorps und der Irischen Nationalagentur Leargas finanziert wird.