Lisa in Miercurea Ciuc, Rumänien // Abschlussbericht

Vor ca. einem Jahr habe ich mich auf einen Freiwilligendienst in Transsilvanien beworben.

Als ich meinen Eltern davon erzählte, war ihre erste Reaktion die Frage: „Warum Rumänien?“ Um ehrlich zu sein, konnte ich diese Frage selbst nicht so richtig beantworten, ich wusste so gut wie nichts über das Land und hatte auch keine wirklichen Vorstellungen, was mich dort erwarten würde. Aber wahrscheinlich war es genau das, was mich so faszinierte. Eine vollkommen neue Kultur entdecken zu können und auch mehr über den Osten Europas zu lernen.

Dass ich generell einen Freiwilligendienst nach meinem Abitur machen möchte, war für mich aber schon lange vorher klar. Zum einen wollte ich unbedingt eine längere Zeit im Ausland leben, um in eine neue Kultur einzutauchen, neue Menschen kennenzulernen und selbstständiger zu werden. Zum anderen wollte ich mehr Erfahrung in der Arbeit mit Kindern bekommen, da ich später einmal als Kinderärztin arbeiten möchte.

Mit diesen Erwartungen bin ich im September 2022 nach Rumänien geflogen. Und obwohl ich dort sehr herzlich willkommen geheißen wurde und die ersten Wochen super aufregend und schön waren, war ich mit der Zeit zunehmend enttäuscht und frustriert. Ich war mit der Erwartung nach Rumänien gekommen, dort den Großteil meiner Zeit mit Kindern zu arbeiten, nur um dann festzustellen, dass ich nur zwei Stunden pro Woche mit Kindern zu tun hatte. Den Rest der Zeit organisierte ich Englisch- und Deutschklubs für Erwachsene und monatliche Quiznights, ich half Care2Travel mit der Kommunikation mit ihren Partnerorganisationen und den Social Media Seiten der Organisation. Vor allem letzteres nahm einen großen Teil unserer Arbeit ein und sowohl meine Projektpartnerin Lotti als auch ich stellten fest, dass es uns einfach keine Freude bereitete stundenlang im Büro zu sitzen und am Social Media Auftritt von Care2Travel zu arbeiten.

Als Lotti sich dann Anfang November dazu entschied, das Projekt zu verlassen, wurde mir klar, dass ich etwas an meiner Situation ändern musste. Ich suchte das Gespräch mit meiner Projektkoordinatorin, welche zum Glück sehr offen für meine Änderungsvorschläge war. Von nun an arbeitete ich zusätzlich 5 Stunden pro Woche im Kindergarten und einmal pro Woche in einem Homeschooling-Projekt, dafür entfiel ein Großteil der Büroarbeit.

Durch diese Änderung bekam ich einen regelrechten Motivationsschub und hatte dadurch auch mehr Spaß an meinen anderen Aufgaben, vor allem die Quiznights, die ich einmal im Monat zusammen mit lokalen Freiwilligen organisierte, bereiteten mir viel Freude. Im Nachhinein bin ich auch sehr dankbar dafür, so viele verschiedene Aufgaben gehabt zu haben, da ich dadurch sehr gut feststellen konnte, was mir Spaß macht und was nicht.

Im Gegensatz zu meiner Arbeit war ich mit dem Rest meiner Zeit von Anfang an sehr glücklich.

Während der letzten neun Monate habe ich unglaublich viele Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen dürfen, von denen manche echt gute Freude geworden sind und auch in Csíkszereda (der Stadt, in der wir gewohnt haben) wurde ich sehr offen empfangen.

Auch wenn Csíkszereda mit 30000 Einwohnern relativ klein ist, haben wir viele Möglichkeiten gefunden, unsere Zeit zu verbringen. Wir haben viele Wanderungen in die wunderschöne Natur um die Stadt herum unternommen und ganze Nachmittage im Tierheim mit den Welpen gespielt. Wir sind zu einigen Eishockeyspielen gegangen, in die Trampolinhalle und wir waren regelmäßig bouldern. Im Winter waren wir Eislaufen und Snowboarden oder haben uns in eines der vielen Cafés gesetzt und im Frühling und Sommer ist Csíkszereda bekannt für viele verschiedene Festivals.

Außerdem haben wir unsere Wochenenden und Ferientage dazu genutzt, die verschiedensten Ausflüge zu unternehmen. Wir waren am Meer und haben auf einer Hütte in den Bergen übernachtet, wir haben die schönsten Schlösser Rumäniens besucht und waren zusammen in 21 verschieden Städten. Wir haben Rumänien auch des Öfteren verlassen, um andere Teile Europas zu besuchen, so sind wir zum Beispiel mit dem FlixBus nach Istanbul, mit dem Zug nach Budapest und Wien und mit dem Auto nach Moldawien gefahren. Alle diese Ausflüge haben nicht nur dafür gesorgt, dass wir ein besseres Verständnis für Rumänien bekommen und den Osten Europas besser kennengelernt haben, sondern haben uns auch als Gruppe noch enger zusammenwachsen lassen.

Besonders gut in Erinnerung geblieben ist mir auch das Mid-Term-Training, bei dem zusammen mit 60 anderen Freiwilligen wir eine Woche in Bukarest verbracht haben.

Wenn ich auf die letzten neun Monate zurückschaue, kann ich sagen, dass ich unglaublich viel gelernt habe und als Mensch gewachsen bin. Ich habe gelernt, Probleme offen anzusprechen und gute Kompromisse zu finden. Ich bin selbstbewusster in der Arbeit mit Erwachsenen und Kindern geworden. Ich habe die Basics der rumänischen und ungarischen Sprache gelernt und mein Englisch verbessert. Ich bin selbstständiger geworden und habe mehr Vertrauen in mich selbst gewonnen. Und ich habe gelernt, was ich will und was nicht, bin mir klarer über meine Stärken und Schwächen geworden und habe meine Grenzen besser kennengelernt.

Für all diese Erfahrungen und Dinge, die ich in meiner Zeit in Rumänien lernen durfte, bin ich sehr dankbar und ich würde jedem, der überlegt ins Ausland zu gehen, einen ESK-Freiwilligendienst empfehlen. Der ESK bietet die Möglichkeit, unglaublich viele Erfahrungen zu sammeln, in einer fremden Kultur zu leben, eine neue Sprache zu lernen und viele offene Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen. Und selbst wenn nicht alles perfekt sein sollte, lassen sich die meisten Probleme lösen und man kann wichtige Erkenntnisse daraus mitnehmen, solange man sich traut, offen anzusprechen, was einen stört.

Lisa

 

Lisa verbrachte ihren Freiwilligendienst bei Care2Travel, ihr Projekt wird kofinanziert von der Europäischen Union.