Melina in Blanes, Spanien // 1. Bericht

Bon dia, què tal?
Die ersten zwei Monate meines Freiwilligendienstes sind nun bereits vergangen. Einerseits scheint es, als wäre die Zeit wie im Flug vergangen, andererseits habe ich das Gefühl, schon eine Ewigkeit hier zu sein. Mein Zeitempfinden hat sich seit meiner Zeit in Deutschland spürbar verändert – die Wochen kommen mir nun deutlich länger vor. Vermutlich auch deshalb, weil man hier täglich so vielen neuen, ungewohnten Reizen ausgesetzt ist. Allerdings habe ich seit 1-2 Wochen das Gefühl, hier angekommen zu sein und meinen Rhythmus im Alltag gefunden zu haben.
Ich bin Anfang Oktober mit Vianne, einer weiteren freiwilligen Person aus Deutschland, hier in Katalonien angekommen. Unsere Arbeitswoche im botanischen Garten besteht aus zwei Teilen: Von Montag bis Mittwoch unterstützen wir die Gärtner bei verschiedenen Aufgaben, wie dem Einpflanzen neuer Pflanzen, dem Schleifen von Tischen oder dem Schneiden von Hecken. Donnerstag und Freitag helfen wir aktuell im Team der “Scientific Dissemination”. Dieses hat das Ziel, der Allgemeinbevölkerung Wissen über Biologie näherzubringen und ein Bewusstsein für die Relevanz der Natur für den Menschen zu schaffen. Dabei erledigen wir Aufgaben wie das Gestalten von Infotafeln oder das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit über Kürbisse.
Hier im Garten habe ich das erste Mal in meinem Leben körperlich gearbeitet. Da ich vorher bereits in einem Büro gearbeitet hatte, hätte ich eigentlich erwartet, dass ich mich auf die Bürotage am meisten freuen würde. Überraschenderweise ist es tatsächlich genau andersherum. Die körperliche Arbeit macht mir wirklich Spaß und ich habe den Eindruck, wertvolle, praktische Fähigkeiten für meine Zukunft zu lernen. Hierzu ist zu sagen, dass ich vorher gar keine Erfahrung mit handwerklichen Tätigkeiten hatte.
Was ich an der Arbeit hier schätze, ist die meist positive Stimmung. Insbesondere einige der Gärtner sind sehr bemüht, dass wir uns willkommen fühlen und albern mit uns herum. Auch die allgemeine Einstellung zur Arbeit scheint hier entspannter, als ich es gewohnt war. Bis jetzt habe ich noch niemanden als besonders gestresst erlebt, was im klaren Gegensatz zu meiner Zeit im Büro in Deutschland steht.
Nach der Arbeit haben wir an zwei Tagen in der Woche einen Katalankurs. Diesen empfand ich besonders am Anfang als sehr anstrengend, da ich vorher noch nie in Kontakt mit der katalanischen Sprache gekommen war. Hinzu kam, dass die meisten anderen Kursteilnehmenden schon längere Zeit in Katalonien verbracht hatten und Spanisch konnten, was das Erlernen von Katalan deutlich erleichtert hat. Im Alltag sprechen wir bisher allerdings hauptsächlich Englisch oder Spanisch.
Bezüglich der Wohnsituation ist zu sagen, dass ich mich etwas an das kleinstadtliche Blanes gewöhnen musste. So habe ich vorher in einer Großstadt gewohnt und kulturelle Angebote, wie klassische Konzerte, sehr geschätzt. Von Blanes aus brauche ich ungefähr zwei Stunden, um nach Barcelona zu kommen, was das Wahrnehmen solcher Angebote erschwert. Andererseits bin ich immer wieder dankbar und berührt, zwei Gehminuten vom Strand entfernt zu wohnen, wunderschöne Sonnenuntergänge erleben zu dürfen und traumhafte Badebuchten in der Nähe zu haben. Was ich darüber hinaus an Blanes sehr schätze, sind die vielen Freizeitangebote. So habe ich vorher in Deutschland Ballett und Modern getanzt, was ich hier wiederaufnehmen konnte.
Die Menschen hier sind tendenziell sehr nett und aufgeschlossen, auch wenn aufgrund meiner fehlenden Katalankenntnisse oft eine Sprachbarriere besteht. In manchen Situationen fühle ich mich allerdings noch nicht so zugehörig. Beispielsweise, wenn ich in den Bus einsteige und der Busfahrer mich auf Englisch darauf anspricht, ob ich auch wirklich den richtigen Bus erwischt habe.
Mein Highlight der bisherigen Zeit war definitiv ein Besuch in einem Technoclub in Barcelona. Vorher war mir nicht bewusst, dass (Hard-)Techno in Spanien nicht so verbreitet ist wie in Deutschland, was das Finden eines geeigneten Clubs etwas erschwert hat. Doch dort angekommen, habe ich mich zum ersten Mal an einem Ort, an dem fast keine Touristen waren, wirklich zugehörig gefühlt und hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr.
Kontakte außerhalb der Arbeit hatten Vianne und ich bis jetzt primär durch andere Freiwillige, die im Nebenort oder in der nächstgrößeren Stadt wohnen. Beispielsweise verbrachten wir mit diesen einen Tag in Girona oder organisierten ein anderes Mal einen Kochabend. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass die meisten Freiwilligen ungefähr 18 Jahre alt sind. Da ich schon 25 bin, war ich deshalb froh, über Meetup-Events auch Leute meines Alters kennenlernen zu können. Allerdings schätze ich den Austausch mit Vianne und den anderen Freiwilligen trotz Altersunterschied sehr.
Insgesamt würde ich meine Zeit hier bis jetzt als aufregend und gelungen bezeichnen. Ich freue mich bereits auf die Erlebnisse, die auf mich zukommen und ich fühle mich hier wohl.

Melina verbringt ihren Freiwilligendienst bei Marimurtra Garden , ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.