Habe ich nicht letztens erst meinen ersten Bericht geschrieben? Es kommt mir vor, als wäre es erste letzte Woche gewesen, aber wenn ich jetzt zurückdenke, was ich alles erlebt habe, könnte es auch vor einem halben Jahr gewesen sein. Aber lest selbst, was ich alles seit Anfang Dezember erlebt habe.
Im Dezember habe ich das erste Mal die Vorweihnachtszeit in einem anderen Land erlebt und sie war sehr anders als in Deutschland. In Spanien hängt die Weihnachtsbeleuchtung in den immer noch grünen Bäumen, Menschen laufen im T-Shirt über den Weihnachtsmarkt, auf dem es meistens keinen Glühwein und kein Essen gibt. Aber bei 15 Grad braucht man auch keinen Glühwein. Außerdem haben die Katalanen einige gewöhnungsbedürftige, aber lustige Weihnachtstraditionen, wie zum Beispiel eine kackende Figur an den Rand einer Krippe zu stellen. Diese Figuren kann man hier in allen möglichen Formen und Größen kaufen.
Über Nikolaus waren wir in Madrid und haben uns einiges angeschaut. Die Weihnachtsbeleuchtung war zwar sehr beeindruckend, aber die Straßen waren voll mit Touristen. Noch nie habe ich so viele Touristen gesehen. Insgesamt hat mich Madrid nicht so sehr begeistert, was aber auch am Wetter gelegen haben könnte, denn es war kalt und es hat nur geregnet. Trotzdem hat mir der Urlaub mit Louisa sehr viel Spaß gemacht, vor allem unsere erste spanische Cluberfahrung. Wir haben uns auch den botanischen Garten angeschaut, aber der Garten in Blanes gefällt uns deutlich besser 🙂
Die Woche danach hatten wir unser erstes Seminar, leider online. Es war nicht so langweilig, wie erwartet, aber trotzdem hoffe ich, dass unser nächstes Seminar in Präsenz ist, damit wir noch mehr Kontakte knüpfen können.
Am 15. Dezember hatten wir eine Weihnachtsfeier im Garten, wo wir selbstgemachten Glühwein mitgebracht haben, wie es schon alle Freiwilligen vor uns gemacht haben. Die Feier war richtig schön. Ich habe gemerkt, dass wir schon sehr gut im Team integriert sind. Es war auch meine erste Weihnachtsfeier, bei der ich keine Winterjacke anhatte, sondern die Sonne geschienen hat und ich aufs Meer schauen konnte.
In der darauffolgenden Woche bin ich für die Weihnachtstage nach Hause geflogen und haben schöne Tage in Deutschland verbracht, aber ich habe Spanien sehr vermisst. Dennoch fiel es mir schwer, mich wieder für sechs Monate von meinen Freunden und meiner Familie zu verabschieden. Mein Bruder und eine Freundin sind mit mir nach Blanes geflogen. Ich habe es sehr genossen, ihnen mein Leben hier zu zeigen und mit ihnen Silvester zu feiern. Um Mitternacht haben wir die obligatorischen 12 Weintrauben um Mitternacht gegessen, für jeden Monat eine, und sind dann ins sehr kalte Meer gerannt. Was ein Start ins neue Jahr!
Weiter ging das Jahr für mich mit meinem ersten Solotrip nach Valenzia. Vor drei Monaten hätte ich mir noch nicht vorstellen können, alleine im Ausland für ein paar Tage eine Stadt zu besichtigen. Aber es hat mir richtig gut gefallen. Für mich ist Valenzia eine der schönsten Städte in Europa, mit den ganzen Orangenbäumen, der Altstadt, dem Strand und den sehr modernen Gebäuden im Ciutat de les Arts i Ciencies. Am Abend des fünften Januars war in Valenzia eine riesige Prozession um die heiligen drei Könige herum. Sie ging mehrere Stunden und durch die ganze Stadt. Sie hat mich sehr an einen Karnevalsumzug erinnert, weil auch Süßigkeiten geworfen wurden und es viele sehr kreativ gestaltete Wagen gab. Nach etwa anderthalb Stunden kamen als großes Finale die heiligen drei Könige einzeln auf riesigen aufwändig geschmückten Fahrzeugen an. Sie haben in einer lebensgroßen Krippe ihre Geschenke überreicht und sind dann mit einer Feuerwehrleiter auf den Balkon des Rathauses in Valenzia gefahren. Anschließend gab es noch ein Feuerwerk.
Außerdem gab es in Valencia eine echte Eisbahn, oder eher eine Pfützenbahn, weil es tagsüber an die 20 Grad warm war und das natürlich viel zu warm ist für echtes Eis. Es sah sehr komisch aus, wie viele im T-shirt auf der schmelzenden Eisbahn Schlittschuh gelaufen sind. Obwohl es in dem allergrößten Teilen Spaniens wahrscheinlich nie weiße Weihnachten geben wird, sind weiße Weihnachten doch ein weitverbreitetes Idealbild. Auch wenn es am Anfang komisch war, dass nach Silvester immer noch überall die Weihnachtsdekoration hing, habe ich es sehr genossen, noch zwei weitere Wochen die Weihnachtsstimmung zu erleben.
Montag hat dann die Arbeit wieder angefangen, aber ich bin leider zum ersten Mal hier krank geworden und musste mit Maske zum Arzt, weil wieder eine Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen gilt. Da Louisa auch erst am 14. Januar wiedergekommen ist, war ich ganz alleine. Es war definitiv nicht einfach, krank zu sein und alleine zu leben, aber ich habe es ganz gut geschafft. Außerdem hat unsere Mentorin Anna mich oft gefragt, wie es mir geht und eine Mitarbeiterin hat mich zum Arzt gefahren.
Am 15. Januar haben wir dann das erste Mal wieder eine ganze Woche gearbeitet, seit November, weil wir davor so viel frei hatten. Jetzt arbeiten wir im dritten Garten, mit Blick aufs Meer. Dort pflanzen wir sehr viele neue Pflanzen ein und haben viel Spaß mit den Gärtnern. Ein Gärtner singt gerne ganz laut spanische Lieder. Das ist sehr lustig.
Außerdem habe ich im Dezember einen Spanischkurs angefangen und ich habe schon viel gelernt. Trotzdem kommt es immer wieder zu Missverständnissen, wie einmal, als wir beim Mittagessen erzählen wollten, dass eine tote Taube auf unserem Balkon liegt. Allerdings haben wir statt Tortola (Taube) Tortuga (Schildkröte) gesagt. Das hat für viel Verwirrung, aber dann auch für viele Lachanfälle gesorgt. Jetzt werde ich auf jeden Fall immer wissen, was Taube heißt.
Leider sind aber auch nicht nur schöne Sachen passiert. Letzten Montag ist meine Oma in Deutschland verstorben, sodass ich Anfang Februar nochmal nach Hause fliege. Auch so etwas kann natürlich während eines Freiwilligendienstes passieren. Zum Glück ist der botanische Garten sehr verständlich und ich muss keine Urlaubstage verwenden, um nach Hause fliegen zu können.
Insgesamt habe ich die letzten zwei Monate sehr genossen und ich freue mich riesig auf alles, was noch kommen wird, aber vor allem darauf, wenn es warm wird und ich wieder im Meer schwimmen kann.
Hasta luego,
Mia
Mia verbringt ihren Freiwilligendienst bei Carl Faust Foundation im Botanischen Garten Marimurtra. Ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.