Mia in Blanes, Spanien // Abschlussbericht

Bon dia!

Seitdem ich Sonntag wieder in Deutschland angekommen bin, kann ich plötzlich nach neun Monaten in Spanien kein „Bon dia“ oder „Adeu“ mehr sagen. Wobei mir die ersten Tage in Deutschland manchmal noch ein Hola rausgerutscht ist.

Die katalanische Begrüßungs- und Verabschiedungsformel ist nur eine Sache von vielen, die ich vermisse. 

Vor einer Woche habe ich noch im Büro gesessen und darauf gewartet endlich zum Strand gehen zu können. Denn in den letzten Wochen hatten wir endlich das Wetter, was man sich unter einem spanischen Frühsommer vorstellt

Jeden Tag ging es von der Arbeit in der prallen Sonne direkt an den Strand ins mittlerweile nicht mehr ganz so kalte Mittelmeer. Die Möglichkeit einfach jederzeit an den Strand gehen zu können war schon eins meiner Highlights während meiner Zeit in Spanien.

Was mir aber noch mehr gefallen hat und was ich nie vergessen werde, ist die extreme Herzlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der spanischen Gesellschaft. Egal wo ich hingekommen bin wurde ich mit offenen Armen und einem breiten Lächeln empfangen. Die offenen Arme meine ich dabei wirklich so, denn die Spanier mögen Berührungen sehr gerne, wie ich schnell feststellen musste. Als Deutsche war das erstmal ungewohnt.

So kam es, dass mir der Abschied ganz schön schwerfiel. Wir haben nochmal mit all unseren Mitarbeitenden ein Grillfest veranstaltet und am letzten Arbeitstag flossen dann die Tränen. Das ist eben der Nachteil an einem Freiwilligendienst. Alles ist auf Zeit und am Ende muss man sich wieder von all den Leuten, die man die letzten Monate so ins Herz geschlossen hat, wieder verabschieden, wobei ich mich jetzt schon freue, nächstes Jahr ein paar Tage zu Besuch nach Blanes zu kommen.

Zu Hause werde ich häufig gefragt, was meine Lieblingserinnerung ist. Das ist schwer zu beantworten, weil so vieles so schön war, aber zwei Erinnerungen kommen bei der Frage immer direkt hoch. Die erste Erinnerung ist ein Konzert von der Band Zoo, direkt am Anfang unserer Zeit und die zweite ein gemeinsames Geburtstagsessen im Garten. Bei dem Zoo Konzert habe ich das erste Mal das Freiheitsgefühl gespürt, dass mich durch meine ganze Zeit begleitet hat. Dieses Gefühl, einfach machen zu können, was man möchte, ist etwas so Befreiendes. Das Konzert war draußen bei sommerlichen Temperaturen, der Platz war voll mit Menschen in Partystimmung und die Musiker haben mit ihren Posaunen und anderen Instrumenten alles gegeben. Dann das Geburtstagsessen im Garten war für mich so besonders, weil ich mich richtig angekommen gefühlt habe und es superlustig war, wie jeder uns zeigen wollte, wie man Calcots, die es an dem Tag gab und sehr typisch für Katalonien sind, essen sollte. Außerdem waren die Calcots superlecker!

Nun, was sind drei Dinge, die ich in meinem Freiwilligendienst gelernt habe? 

Erstens habe ich gelernt, wie man kommuniziert, wenn man nicht die Sprache spricht bzw. sie gerade erst lernt. Ich bin nach Spanien gekommen, ohne Spanisch oder katalanisch zu können und am Anfang war es echt schwierig, weil ich eigentlich sehr gerne und viel rede, aber das dann oft gar nicht konnte. Bis zum Ende war es schwierig, weil die meisten Gespräche auf Katalanisch waren und ich deutlich besser Spanisch kann. Durch diese Herausforderung bin ich aber auch deutlich selbstbewusster geworden.

Dann habe ich gelernt, einfach alles auszuprobieren. Hinterher kann ich immer noch sagen, nein das möchte ich nicht nochmal machen. Aber dadurch habe ich so viel gemacht, was ich sonst nie gemacht hätte und letztendlich sind genau das die Sachen, an die ich mich am besten erinnere. 

Ebenso habe ich gelernt, mich nicht von anderen abhängig zu machen, sondern auch allein, zum Beispiel tauchen gehen. Dabei habe ich große Fortschritte gemacht, Zeit mit mir allein zu verbringen und genieße es mittlerweile richtig, ein paar Stunden etwas allein zu erleben. 

Gerne allein zu sein, wird mir auch in Zukunft sehr helfen, wenn ich ab Oktober allein leben werde oder wenn ich allein in den Urlaub fahre. 

Die vielen Erfahrungen, sowohl gute als auch schlechte, haben definitiv meine Persönlichkeit beeinflusst. Ich bin nun deutlich offener als vorher, weiß aber gleichzeitig mehr, was ich möchte und für was ich stehe. 

Genau deshalb habe ich mich für einen ESK entschieden, eben weil man so viel lernt, so viele Erfahrungen sammelt und auch einfach, weil es mir einen Riesenspaß gemacht hat, neue Leute und eine neue Kultur kennenzulernen. Es tut gut, sich ein Jahr auf sich konzentrieren zu können, ohne dass man eine benotete Leistung erbringen muss. Für mich war es sehr hilfreich, mal in ein ganz neues Umfeld zu kommen, wo man keinen kennt und keiner einen selbst kennt. Da kann man sich, wenn man möchte, ganz neu finden und genau die Person sein, die man sein möchte.

Ich würde anderen einen ESK bei NaturKultur sehr empfehlen. Es öffnet neue Horizonte und NaturKultur unterstützt einen sehr. Ich konnte mich immer auf NaturKultur verlassen und auf Augenhöhe mit meiner Ansprechpartnerin sprechen.

Meinen Freiwilligendienst im botanischen Garten Marimurtra würde ich allen empfehlen, die pflanzenbegeistert sind, offen für eine neue Kultur, neue Sprachen und neue, sehr nette Menschen sind. 

Für mich waren die 9 Monate voller guter Laune, endlosen Stunden am Strand, hunderten Runden Wizards mit mindestens genauso vielen cafés con leche und Chai Lattes in unserem Lieblingscafé, fachsimpeln über Pflanzen, interessanten und lustigen Gesprächen mit meinen Mitarbeitenden, viel Livemusik bei Straßenfesten, viele neue Freunde, endlos vielen Spanischfehlern, teilweise ganz schöner Langeweile im Winter und einfach tausenden unvergesslichen Erinnerungen. 

Ich bin extrem dankbar für meine Zeit in Spanien und für die ganze Unterstützung, die ich währenddessen erhalten habe. Vielen Dank NaturKultur!!

Und nun verabschiede ich mich auch von euch. Es hat mir immer viel Spaß gemacht meine Berichte zu schreiben und die von den anderen Freiwilligen zu lesen!

Adeu,

eure Mia

Mia verbachte ihren Freiwilligendienst bei Carl Faust Foundation im Botanischen Garten Marimurtra. Ihr Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.