„Nach dem Abi erst mal ins Ausland!“ – das hatte ich mir immer gedacht und eigentlich auch fest vorgenommen. Dass verschiedene Faktoren, wie Geld, Zeit & vor allem Corona, mir da einen Strich durch die Rechnung machen würden, hatte ich natürlich nicht eingeplant.
Als ich mich dann dazu entschieden hatte, erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, wollte ich dennoch nicht ganz von meinen Auslandsplänen weg kommen und habe nach etwas gesucht, dass ich auch nur für eine kurze Zeit machen könnte – zwischen meinem Schulabschluss und FSJ-Beginn. Gleichzeitig wollte ich mich aber auch nicht in Unkosten stürzen, wie es jedoch bei vielen Projekten / Programmen der Fall gewesen wäre. Daher habe ich über die Seite des ESK nach Freiwilligendiensten gesucht, die genau meinen Anforderungen entsprachen und bin tatsächlich fündig geworden. So kam ich zu meinem short-term Volunteering, das zusätzlich auch noch komplett finanziert wurde und ich dadurch letztendlich sogar mit einem Plus nach Hause kommen konnte. Mein Projekt wurde geleitet von „Ocean Znanja“ ( = ocean of knowledge) und stand ganz unter dem Begriff „TOP“: der Projektname war „TOP of potentials“ und alles fand „on TOP of the mountain“ statt, denn wir wurden beherbergt in dem wunderschönen mountain home Omanovac. Dort verbrachten wir drei Wochen und unsere Hauptaufgabe war die Vorbereitung des alljährlich dort stattfindenden Festivals „pozdrav ljetu“ (= goodbye summer). Insgesamt waren es ich, und noch weitere zehn Freiwillige, alle aus unterschiedlichen Ländern. Wir waren vier Jungen und sieben Mädchen, alle im Alter von 19 bis 24 Jahren – ich war übrigens die jüngste.
Noch auf meiner (leider etwas stressigen) Fahrt nach Zagreb wusste ich nicht so wirklich, was mich in Kroatien erwarten wird. Ich habe mich aber trotzdem sehr darauf gefreut, besonders weil ich, durch die im Voraus erstellte WhatsApp Gruppe, bereits ein wenig Kontakt zu den anderen Volunteers hatte. Als wir spät am Abend in Omanovac ankamen (alle gemeinsam mit dem Bus, vom Treffpunkt in Zagreb aus), war ich ziemlich müde und habe mich gefreut, dass wir direkt ins Bett gehen konnten. Doch gleich am nächsten Morgen wurde ich von unserem unglaublich schönen Ausblick überrascht, und noch mehr überwältigt war ich von dem Sonnenuntergang, an dem ich mich von Tag 1 an nicht satt sehen konnte, bis hin zu unserem letzten Abend.
Die erste Woche war dann vor allem geprägt von Kennenlernen, Teambuilding und Reflexion. Wir haben viel gesprochen, zum Beispiel darüber, was unsere Erwartungen und / oder Ängste sind, warum wir hier sind, was wir uns wünschen, … Man konnte in dieser Woche also zum Einen die Freiwilligen und Mentoren, zum Anderen aber auch sich selbst nochmal etwas näher kennenlernen. Dabei muss ich aber sagen, dass das Kennenlernen untereinander mehr in den Zeiten stattfand, in denen wir kein Programm hatten, also zu den Mahlzeiten oder nach Feierabend, was meist so gegen 17 Uhr war. Apropos Mahlzeiten: Um das Essen mussten wir uns nur an unseren freien Tagen selbst kümmern. Ansonsten haben wir immer alles bereitgestellt bekommen, meistens sogar mehrere Optionen – mit Fleisch, vegetarisch und vegan. Das Frühstück war meist wie ein Buffet aufgebaut und man konnte sich einfach das nehmen, worauf man Lust hatte – Brot, Obst, Müsli, Porridge, … Mittags und abends wurde dann für uns gekocht und mir hat es eigentlich immer total gut geschmeckt – und das, obwohl ich eigentlich recht wählerisch bin. Nur am Abend mussten wir uns um den Abwasch kümmern, was aber mit der Einteilung in Gruppen sehr gut funktioniert hat.
An unserem ersten freien Tag haben wir einen Ausflug in die nächste Stadt, Pakrac, gemacht und dort zwei kleine Museen besichtigt. Danach wurden wir nach Lipik gefahren, wo wir den restlichen Tag über am Pool verbracht haben. Gegen Abend sind wir dann noch zum Einkaufen und später zum Essen gegangen, bis wir dann um 22 Uhr wieder abgeholt und zurück in unser mountain home gebracht wurden. Dort durften wir dann, aufgrund einer dort stattfindenden Familienfeier, unsere ersten Kontakte zur local community knüpfen und Freundschaft mit ein paar gleichaltrigen Kroaten schließen. Dementsprechend lange ging dieser Abend dann auch und wir konnten unseren zweiten freien Tag bestens zum Ausschlafen und Entspannen nutzen.
Die nächsten beiden Wochen waren dann besonders mit unserer eigentlichen Aufgabe, dem Volunteering, gefüllt. Wir haben begonnen unsere Workshops zu planen, zu überlegen wie wir das Festival gestalten können und welche Ideen sich (wie) umsetzen lassen. Wir haben Omanovac mit ganz viel frischer, bunter Farbe, Aufräum- und Putzarbeiten verschönert, aber auch in Pakrac einiges an Arbeit geleistet. Wir haben dort einen Spielplatz gestrichen, dem Roten Kreuz mit dem Stapeln von Paketen geholfen, Brombeeren, Zwetschgen, Haselnüsse und Süßkartoffeln geerntet und älteren Menschen bei sich zu Hause geholfen.
Während unseres zweiten Wochenendes sind sieben der Volunteers zusammen an den Strand gefahren und haben dort die freien Tage verbracht. Zwei sind nur bis nach Zagreb gefahren und ich bin mit einer anderen Freiwilligen in Omanovac geblieben. Ich wollte lieber die Zeit dort ganz entspannt genießen und bin in diesen drei Tagen auch sehr mit der dort lebenden Familie zusammengewachsen, sodass Omanovac wie zu meinem zweiten Zuhause wurde. Gemeinsam haben wir die Gäste bewirtet und ich habe etwas im Haushalt geholfen. Gleichzeitig konnte ich aber entspannen und mich einfach mal mit einem Buch in die Sonne legen. Auch wenn das natürlich echt gut tat, habe ich mich doch sehr gefreut, als die Anderen von ihrem Kurztrip zurückgekommen sind.
Nun zum quasi wichtigsten Teil: das Festival. Eigentlich lief ja das ganze Projekt auf unser letztes gemeinsames Wochenende, das Festival-Wochenende, hinaus. Leider hat uns da das Wetter einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Bereits ein paar Tage zuvor hat es sich angekündigt, dass die Sonne keiner unserer Gäste sein wird und tatsächlich hat es die meiste Zeit von Freitag bis Sonntag geregnet und gefühlte Minusgrade gehabt. Nichtsdestotrotz haben wir das Beste aus der Situation gemacht und es uns so schön wie möglich gemacht. Wir haben den Freitagabend trotz allem mit dem geplanten Quiz das Festival einleiten lassen und durften, dank ausbleibendem Regen, sogar ein paar Gäste empfangen. Da wir Volunteers an diesem Wochenende nicht die einzigen waren, die in Omanovac wohnten (es gab noch weitere Gäste, die ebenso Angebote für das Festival vorbereitet hatten), haben wir am Samstag und Sonntag untereinander die Workshops miteinander durchgeführt, mit Gitarren und Gesang zusammen gesessen und am Samstagabend, vorbereitet von uns Freiwilligen, ein internationales Dinner genossen. Es gab Speisen aus den verschiedenen Ländern und ausnahmslos jeder war hellauf begeistert. So konnten wir also doch noch etwas Schönes aus den nicht ganz so schönen Umständen herausholen .
Ich muss zugeben: für mich persönlich war sowieso nicht das Festival das Highlight. Für mich war die gesamte Reise nach Kroatien, die gesamten drei Wochen, ein einziges Highlight. Es war mein erstes Mal, dass ich an einem Volunteering-Projekt teilgenommen habe, und es war definitiv der beste Start dafür! Ich habe so viele wundervolle Menschen kennengelernt, die zu Bekannten, Freunden und zu Familie wurden. Ich habe Gespräche geführt, die ich noch nie auf diese Art geführt hatte oder hätte führen können. Ich habe mich selbst auf eine ganz neue, andere Art kennengelernt, mich selbst ein Stück weit mehr gefunden. Ich habe praktische Dinge gelernt. Ich habe gelernt, sicherer zu werden in dem Englisch, das ich spreche. Ich habe gelernt, ein Stück weit mehr aus mir heraus zu kommen. Ich habe eine neue Sichtweise auf das Leben, Erfahrung und wundervolle Erinnerungen geschenkt bekommen.
Für mich waren diese drei Wochen – weg sein von zu Hause, in einer ganz anderen Welt leben – ein einziges Geschenk und ich bin jetzt noch ständig dankbar dafür. Für mich war es definitiv ein Anstoß. Ein Anstoß für eine neue Art zu leben, ein Anstoß in noch mehr Selbstständigkeit und ein Anstoß, oder besser ein Startschuss, für mehr und, vor allem, andere Arten von Reisen in meinem Leben. Aus diesem Grund würde ich es immer und immer wieder tun und auch jedem, der darüber nachdenkt, eine solche Chance zu ergreifen, empfehlen, diese zu nutzen. Natürlich steht und fällt das Volunteering auch immer mit den Menschen, mit denen man zusammen ist, und vielen weiteren Umständen und Gegebenheiten. Doch ich glaube zum Einen, dass man immer jemanden oder etwas finden wird der / das einem die Zeit verschönern wird und zum Anderen, dass es definitiv immer eine Erfahrung wert ist und es sich damit auf jeden Fall lohnt, den Schritt in diese Richtung zu wagen.
Mona