Der erste große Unterschied, der einem auffällt, wenn man aus Deutschland hier in Tbilisi ankommt, ist natürlich der Verkehr. Auch wenn ich kein Auto fahre, war das zuerst eine starke Umstellung. Doch ich kann nach zwei Monaten (etwas stolz) sagen, dass ich die zu Rush-Hour viel befahrene Straße mittlerweile mit fast geschlossenen Augen überquere. Okay, das war etwas übertrieben, doch ich merke immer wieder, wie ich mich an das Leben hier gewöhnt habe.
Zuerst war ich sehr aufgeregt, da ich noch nie ansatzweise so weit weg von Deutschland war, geschweige denn die Länge meines Aufenthaltes hier. Ich habe jedoch schnell verstanden, dass ich mich hier wohlfühlen werde. Mittlerweile habe ich mich weitestgehend an den Alltag angepasst.
In den ersten Tagen durfte ich meine Mitbewohner kennenlernen, mit denen ich über die zwei Monate immer mehr zusammengewachsen bin. Wir haben zusammen bisher viel unternommen, wie zum Beispiel einen Wochenend-Trip nach Kutaissi, der drittgrößten Stadt Georgiens. Auch an anderen Wochenenden und unter der Woche unternehmen wir viel zusammen, wie kleine Wanderungen, Schlendern auf verschiedenen Bazaars, Besuchen von Festivals oder das Ausprobieren der georgischen Küche, ob selbstgemacht oder im Restaurant. Dass ich für die ersten zwei Wochen mit ihnen zuerst nur bei Droni gearbeitet habe, hat mir sehr geholfen, hier zurechtzukommen.
Nach circa zwei Wochen begann dann meine Arbeit bei Jam-News. Dort gehe ich montags bis mittwochs ins Büro, an den anderen Tagen mache ich meine Arbeit im Droni Office. Bei Jam-News wurden mir sofort mehrere Möglichkeiten gegeben, wie ich mich einbringen kann. Mittlerweile bin ich täglich für Nachrichten in sozialen Medien zuständig. Jeden Morgen ist normalerweise das erste, was ich für meine Arbeit tue, Nachrichten zu suchen, um sie dann für soziale Medien fertig zu machen. Nebenbei kann ich meine eigenen Projekte machen. Ich bin momentan dabei, über die Skateboarding-Szene in Georgien zu berichten. Dafür Interviews zu führen und dadurch Einblicke zu bekommen, finde ich sehr interessant. Besonders, weil ich dabei bisher auf sehr viel Aufgeschlossenheit getroffen bin. Nachdem ich mit ein paar Locals gesprochen habe, die mir nicht viel sagen konnten, bekam ich die Möglichkeit, mit einem Organisator des einzigen großen Skate-Events zu sprechen. Dieser hat mich dann an weitere Kontakte weitergeleitet, was meine Sammlung an Informationen sehr beschleunigte. Bei Droni habe ich nun auch die Möglichkeit, einen Basketball Kurs in einem Jugendzentrum zu leiten. Dieser wird nun bald starten und ich freue mich sehr darauf, da ich diesen Sport liebe. Auch die Workshops bei Droni besuche ich meistens.
Letzte Woche hatten alle ESC Freiwillige das On Arrival Training, welches uns helfen sollte, mit unseren Möglichkeiten und Pflichten im Freiwilligendienst sowie der Kultur des Landes, in dem wir sind, vertraut zu machen. Da ich aber schon fast zwei Monate in Georgien gewesen bin, war dieses Training jedoch hauptsächlich dafür nützlich, andere Freiwillige kennenzulernen, die nicht nur in Georgien, sondern auch in Armenien oder der Türkei arbeiten.
In einer Woche werde ich mit einem meiner Mitbewohner in die Türkei nach Gaziantep fahren, um dort an einem Erasmus-Projekt teilzunehmen. Das wird für mich die erste Reise von Georgien aus in ein anderes Land. Droni veranstaltet häufiger solche Projekte, auch in anderen Ländern und ich habe vor, an mindestens noch einem anderen teilzunehmen, da sie eine gute Möglichkeit bieten, fremde Länder im Anschluss zu bereisen. Ein großes Ziel von mir ist es zum Beispiel, eine etwas längere Zeit alleine zu reisen, ich habe noch nicht endgültig beschlossen wohin es gehen soll, aber Yerevan interessiert mich sehr.
Ich genieße das Leben hier und die Möglichkeiten, die sich mir hier bieten sehr und weiß jetzt schon, dass ich dieses Land, die Erfahrungen und Menschen hier vermissen werde, doch noch habe ich viel vor mir.
Paul verbringt seinen Freiwilligendienst bei GoGroup, sein Projekt wird ko-finanziert von der Europäischen Union.