Sophie in Blanes, Spanien // 2. Bericht

¡Buenas! Es kommt mir gar nicht so lange vor, seit ich meinen letzten Bericht geschrieben habe, aber irgendwie sind seitdem schon wieder zwei Monate vergangen.

Im Dezember haben Henrike und ich im ersten Garten gearbeitet, wo wir hauptsächlich Unkraut gejätet haben. Mein liebster Arbeitstag war allerdings kurz vor Weihnachten, als wir alle Nistkästen im ganzen Garten geöffnet haben, die Nester rausgeholt (sie werden noch von einem Vogelexperten untersucht, um herauszufinden, welche Vögel dort genistet haben) und die Kästen gesäubert haben. Es war super interessant zu sehen, wie und woraus die Vögel ihre Nester gebaut hatten. In manchen Kästen haben wir allerdings andere Überraschungen gefunden: Geckos, Ameisennester und ein Wespennest. Besonders cool war auch, dass wir die Hebebühne verwendet haben, um an die Kästen heranzukommen, und einmal haben uns die Gärtner damit aus Spaß so weit nach oben gefahren, wie es ging, sodass wir einen tollen Ausblick über den botanischen Garten von oben hatten.

Insgesamt haben wir im Dezember aber eigentlich gar nicht besonders viel gearbeitet. Das hatte verschiedene Gründe: erstmal unser Kurztrip nach Madrid, auch eine wunderschöne Stadt, auch wenn sie wirklich ganz anders ist als Barcelona. Außerdem hatten wir vier Tage lang ein Seminar mit anderen ESK-Freiwilligen, die zurzeit in Spanien sind, das sogenannte „On-Arrival-Training“, auch wenn es bei uns ja nicht mehr wirklich „on arrival“ war. Leider hat es nur online stattgefunden, aber trotzdem konnten wir ein paar andere Freiwillige kennenlernen, die in Katalonien wohnen, mit denen wir uns seitdem auch schon zweimal in Barcelona getroffen haben.

Und am letzten Tag, bevor wir über Weihnachten nach Hause gefahren sind, waren wir mit Carles, unserem Betreuer, in Barcelona. Zwar waren wir beide schon vorher ein paar mal dort, aber er ist dort aufgewachsen und konnte uns deshalb ein paar neue Ecken zeigen und hat uns außerdem zu Tapas in der Boqueria, einem großen Markt in der Altstadt, eingeladen. Wirklich süß war auch die Weihnachtsfeier von meinem Stand-up-Paddel-Team Mitte Dezember, bei der alle Teammitglieder als „Auszeichnung“ eine grüne Schärpe mit irgendeinem Attribut verliehen bekommen haben. Ich wurde als „the international one“ betitelt und habe auch eine Schärpe bekommen – auf meiner stand „WILKOMEN“.

Über Weihnachten und Neujahr war ich dann zwei Wochen zu Hause in Deutschland. Es war sehr schön, alle wiederzusehen, es gab sehr viel gutes Essen (man glaubt gar nicht, wie sehr man einfaches Vollkornbrot vermisst, wenn man ein paar Monate in einem Land verbringt, in dem es bloß Weißbrot gibt) und ich habe es ehrlich gesagt auch sehr genossen, mich von meiner Familie verwöhnen zu lassen und für zwei Wochen mal ein bisschen weniger im Haushalt arbeiten zu müssen, auch wenn Henrike und ich das hier eigentlich ganz gut hinkriegen.Trotzdem habe ich mich im Januar schnell wieder eingewöhnt, auch, weil hier einfach immer viel passiert. Gearbeitet haben wir im zweiten Garten, was mir von den drei Gärten am meisten Spaß macht, weil die Aufgaben am abwechslungsreichsten sind. Wir haben zwar auch viel Unkraut gejätet, aber auch Pflanzen zurückgeschnitten, neue Pflanzen in die Beete gepflanzt und einiges mehr. Häufig wurden wir dabei von ein oder zwei Rotkehlchen begleitet, die in der aufgewühlten Erde immer Futter finden und dabei ganz nah an einen herankommen! Außerdem macht die Mittagspause zusammen mit den Gärtnern des zweiten Gartens und den beiden Handwerkern immer sehr viel Spaß, da sie die ganze Zeit mit uns herumalbern (auch wenn ich wegen meiner immer noch geringen Spanischkenntnisse nicht immer alles verstehe) und uns immer von ihrem Essen anbieten.

An unseren Bürotagen haben wir im Wesentlichen am Herbarium gearbeitet, haben getrocknete Pflanzen aus den letzten Jahren aufgeklebt und die Informationen dazu in den Computer eingetragen. Einmal haben wir aber auch eine Informationstafel über einige Vogelarten, die man momentan im Garten häufig sieht, gestaltet.

An einem Wochenende habe ich an einem 10km-Lauf hier in Blanes teilgenommen, die Strecke ging am Meer entlang und durch die Felder und es hat sehr viel Spaß gemacht. Es war erst mein zweites Mal, dass ich überhaupt so weit gelaufen bin (das erste Mal war nur einige Tage vorher) und ich war mir vorher nicht ganz sicher, ob ich das schaffe. Aber eine Sache, die ich in den letzten Monaten gelernt habe, ist, dass ich mehr kann, als ich mir selbst zutraue, und so habe ich mich auch hier wieder mal selbst überrascht. Außerdem haben Henrike und ich wieder Ausflüge unternommen, einmal nach Tossa de Mar und einmal ins Montserrat-Gebirge zum Wandern.

Eine weitere Neuerung im Januar war, dass ich jetzt in Blanes in einem Chor mitsinge! Ich war auch zu Schulzeiten immer im Chor und habe es ziemlich vermisst, deswegen macht es mir wirklich viel Spaß, hier wieder im Chor singen zu können, auch wenn die anderen Leute dort alle deutlich älter sind als ich. Aber sie sind alle sehr lieb und haben mich sehr herzlich aufgenommen, und gestern hatten wir einen kleinen Auftritt in der Bücherei und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen, weil es so spaßig war.

Jetzt im Februar arbeiten wir an unseren Gartentagen im dritten Garten, wo wir es vor allem wieder mit dem absoluten Endgegner von Unkraut, der Delosperma, zu tun haben. Die letzten vier Tage hat es allerdings geregnet, sodass wir wenig im Garten gearbeitet haben, sondern im Gewächshaus Stecklinge gepflanzt haben und mit einem der Handwerker in seiner Werkstatt neue Etiketten hergestellt haben oder auch einfach mit den Gärtnern des dritten Gartens an ihrem Kaminfeuer saßen und entspannt haben. Ich finde es immer lustig zu sehen, dass die Gärtner hier an den Tagen, wo es regnet, nur so wenig arbeiten, weil es in Deutschland völlig unvorstellbar wäre, jedes Mal, wenn es regnet, nicht zu arbeiten. Aber hier sind Regentage im Gegensatz zu Deutschland eben die absolute Ausnahme, weil fast immer die Sonne scheint. Das ist insgesamt eine Sache, die ich zurzeit sehr genieße: Nicht im grauen Winterwetter in Deutschland zu sein, sondern hier, wo der Himmel fast immer blau ist und es meist sogar ein paar Grad wärmer ist als zu Hause.

An unseren Bürotagen arbeiten wir weiter am Herbarium, mittlerweile haben wir alle übrigen Pflanzen aufgeklebt, sodass wir sie gerade nur noch in den Computer eintragen, Etiketten dafür drucken und diese aufkleben. Außerdem habe ich seit Anfang Februar jetzt endlich Spanischunterricht! Seit dem Ende unseres Katalanischkurses habe ich zwar versucht, mir selbst ein bisschen Spanisch beizubringen, aber mit richtigem Spanischunterricht geht das Lernen natürlich sehr viel leichter und ich hoffe, in den verbleibenden viereinhalb Monaten noch möglichst viel lernen zu können.

Es ist also immer was los hier und ich genieße es gerade sehr, so viel erleben und entdecken zu dürfen. Ich bin sehr gespannt, was die nächsten Monate bringen und was ich in meinem nächsten Bericht wieder alles zu erzählen haben werde. Bis dahin – Adeu!

Sophie

Sophie verbringt ihren ESK Freiwilligendienst im Marimurtra Botanical Garden, ihr Projekt wird durch die Europäische Union kofinanziert.